Hallo Hericium124,
ich kann dich verstehen, denn ich kenne deine Situation nur allzu gut. Wer alte Foreneinträge von mir kennt (oder sucht), der weiß bzw. wird feststellen, dass mich die Pseudodemenz damals auch schwer belastet hat und einer der Hauptgründe dafür war, dass ich immer wieder suizidal wurde.
Ich kenne dieses Gefühl, wenn der Kopf plötzlich "ausgeschaltet" zu sein scheint. Jede noch so simple Tätigkeit (z.B. Brote schmieren) wird auf einmal unglaublich schwer. Plötzlich ist all das was du in deinem Leben erreicht hast nichts mehr wert, weil du glaubst die Erkrankung habe dein Gehirn wieder auf Werkeinstellungen zurückgesetzt. Das hat natürlich massive Zukunftsängste mit sich gebracht.
Meine Selbstwirksamkeitserwartung war derart niedrig, dass ich trotz Abitur und Bachelorstudium damals den Eindruck hatte, dass ich nicht einmal für eine Arbeit am Fließband qualifiziert genug bin. Ich war einfach mit allem nur noch überfordert.
Soweit zu meiner Erfahrung.
Jetzt möchte ich dich aber wieder etwas aufmuntern:
Die Pseudodemenz stellt keine neurodegenerative Erkrankung dar! Das bedeutet sie ist nicht mit dem Untergang von Nervenzellen verbunden. Viele Studien zeigen, dass die kognitiven Beeinträchtigungen nach erfolgreicher Behandlung der Grunderkrankung (Depression) komplett reversibel sind. In manchen Studien kam man zu dem Ergebnis, dass sich die Symptome nach der Behandlung zwar verbesserten, aber nicht komplett reversibel sind (partielle Remission kognitiver Defizite, d.h. teilweise Rückbildung der Defizite).
Ich selbst glaube auch eher an Letzteres, weil ich schon denke, dass meine Gedächtnisleistung nicht mehr so stark ist wie früher.
Da bei dir eine affektive Störung bekannt ist, ist es sehr wahrscheinlich, dass du unter einer Pseudodemenz leidest und nicht unter einer Demenz. Dafür spricht auch, dass du dich über die rasche Veränderung deiner kognitiven Leistungsfähigkeit beklagst. Menschen die tatsächlich unter z.B. Alzheimer leiden, sind anfangs eher dazu geneigt ihre Gedächtnisschwächen zu bagatellisieren.
Nichtsdestotrotz solltest du dich vielleicht nochmal in einer psychiatrischen Klinik vorstellen. Ich habe das damals auch gemacht und dort eine Reihe neuropsychologischer Tests durchgeführt. Dadurch konnte zumindest sichergestellt werden, dass ich nicht unter einer hirnorganischen Erkrankung leide, bzw. hierfür keine Anzeichen feststellbar waren. Auch versuchte man herauszufinden, ob hinter meiner Depression nicht doch eine Schizophrenie versteckt sein könnte. Dies konnte ebenfalls ausgeschlossen werden.
Für diese Testungen hat mir mein Psychiater damals eine Überweisung geschrieben.
Mit freundlichen Grüßen
Supernova21
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 05.10.18 02:01.
