Was mir selbst sehr hilft ist zu Betrachten, was schon geschieht und auf dem Weg ist. Etwa zu sehen, wie der Autor Gerhard Dieter Ruf mit seinen Bücher über die "Systemische Psychiatrie" zur Verbreitung einer differenzierten Sicht auf psychiatrische Störungen beiträgt, bei der die biologische, psychische und soziale Dimension einfließt. Zu sehen, wie sich Volkmar Aderhold mittels Fortbildungen und Vorträgen für die Verbreitung des aus Finnland stammenden "Offenen Dialogs" einsetzt, bei dem es um mehr Gespräche und weniger Medikamente geht (Okay, bezieht sich zugegebenermaßen auf Psychose und nicht auf die bipolare Störung). Auch die Aktivitäten des Dachverbands Deutschsprachiger PsychosenPsychotherapie beobachte ich aufmerksam. Zwar kümmert sich auch der um Psychosen statt bipolarer Störungen, lässt mich aber optimistisch dafür sein, dass man in der Psychiatrie generell zunehmend von Medikamenten weg kommt und sich Alternativen zuwendet.
Das ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass ich Medikamenten gegenüber auch kritisch eingestellt bin. Aber gleichsam denke, dass es nicht ohne deutliche und tiefergreifende Alternativen geht. Und es mit einem einfachen Verzicht auf medikamentöse Lösungen nicht getan sein wird. Wobei wahrscheinlich sein wird, dass auch in Zukunft ein mehr oder weniger großer Teil der Betroffenen auf Psychopharmaka angewiesen sein wird. Und man dann doch nicht unbedingt alles mit psychotherapeutischen und sozialen Interventionen retten kann (Meine Einschätzung).
(Wobei der letzte Absatz bitte nicht so zu verstehen ist, dass ich diejenigen angreifen will, die Medis nehmen. Und ich bin auch nicht der Meinung, der nicht-medikamentöse Weg sei einfach und mit ein wenig Zusammenreißen leicht durchzustehen.)
Meinen Blick darauf zu lenken, dass die Dinge sich ohnehin schon in die richtige Richtung bewegen, hält mich von der Vorstellung ab, nur durch mich könnte ein Wandel geschehen und ohne mein Intervenieren würde alles aus dem Ruder laufen. Zu sehen, was andere Menschen leisten, wie viel Einfluss diese nehmen und welche Wirkungen diese erzielen, macht mich auch bescheiden hinlänglich der eigenen Bedeutung. Vielleicht kann allzu starkes Kleinreden und Relativieren der eigenen Wichtigkeit auch depressiv machen. Aber das ist mir bislang noch nicht passiert.
Ein weiteres Instrument, dass ich ganz gerne bei aufkeimenden Manien verwende, aber auch schon mal vorbeugend vor Aufkeimen solcher einsetze, bezeichne ich als "Killerphase" und wurde von mir schon in einem anderen Thread umschrieben:
[
www.bipolar-forum.de]
Ich meine, der Glaube, die Welt könne sich nur mittels des eigenen Eingreifens und sonst gar nicht zum Guten verändern ist etwas, dass das Weltbild vieler im manischen Zustand auszeichnet. Daher versuche ich schon dann gegenzusteuern, wenn ich feststelle, dass sich meine Mentalität in diese Richtung hin bewegt.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.09.18 04:21.