Es mag schon sein, dass dieser Thementitel sehr drastisch klingt. Ich hatte diese Überschrift auch gelesen und mich in besagtem Baum zu Wort gemeldet.
Aber mir würde es irgendwie widerstreben, jemandem die Worte in den Mund zu legen, die er verwenden soll. Und ich denke, gerade für jemanden, der etwas für ihn sehr Schlimmes erlebt hat, ist es auch wichtig und wohltuend, seine Wut in für seiner Meinung nach angemessene Worte zu kleiden.
Und ich würde es da irgendwie schwierig finden, dann zu sagen, jemanden dürfe keine so dramatischen Worte wie "Folter" verwenden, weil das ja gar nicht so schlimm gewesen und die Formulierung Folter daher nicht treffend sei.
In dem Zusammenhang fallen mir zwei Freund von mir ein. Der eine hat seinen ersten Psychiatrieaufenthalt 1990 und die Meisten der Folgenden innerhalb der 90er Jahre gemacht. Der Andere hat seine Psychiatrieaufenthalte erst nach dem Jahr 2000 gemacht. Beide fanden ihre Psychiatrie-Erfahrungen sehr schlimm und empfanden diese als sehr traumatisch. Ich weiß nicht, ob der Ältere von beiden mit der längeren Psychiatrie-Erfahrung das dem Jüngeren mit der kürzeren Psychiatrie-Erfahrung auch schon mal so direkt gesagt hat. Aber zu mir hat er schon mehrfach gesagt, früher (in den 90er Jahren) sei das ja in der Psychiatrie alles viel schlimmer gewesen, als es später der Fall gewesen sei. Und deshalb könnte sich der, der später in der Psychiatrie war, überhaupt nicht beschweren. Da seien die Zustände in den Psychiatrie ja gar nicht mehr so schlimm gewesen. Und deshalb könnte man dann (nach dem Jahr 2000) auch gar keine so schrecklichen Erfahrungen gemacht haben.
Also solches Relativieren von Leid finde ich dann schon sehr problematisch und sollte meines Erachtens nicht gemacht werden. :-/
Bei der Gelegenheit will ich dann auch nicht unerwähnt lassen, dass mein erster Psychiatrieaufenthalt von drei ihm folgenden der Schlimmste war und ich danach lange monatelang Suizidtendenzen hatte. Und dieser schlimme Psychiatrieaufenthalt war im Jahr 2007. Klar ist das nicht schön und ermutigt niemanden, sich an die Psychiatrie zu wenden. Aber ich finde, man kann und sollte schon offen damit umgehen. Und nichts zensieren. Würde es auch nicht gut finden, wenn hier im Forum propagiert werde, dass bipolare Störungen meistens ganz toll verlaufen und man in den meisten Fällen gut ohne Medikamente leben kann. Nur weil es schön klingt.
Um das Bild am Ende aber doch noch etwas abzurunden, will ich nicht unerwähnt lassen, dass ich nur meinen ersten von meinen vier Psychiatrieaufenhalten als so schlimm empfunden habe. Die anderen waren relativ locker und entspannt.
