Mein Wissen und meine Strategien in Bezug auf meine Ausnahmezustände habe ich mir so nach und nach über Bücher und Quellen im Internet angeeignet. Aus dem unmittelbaren Kontakt mit Fachleuten habe ich überhaupt nichts mitgenommen. Insofern kann ich da nur sehr unterstreichen, was Lichtblick (Cornelia) bereits schrieb.
In den (Vorsicht Ironie) tollen Psychoedukations-Gruppen der Psychiatrie habe ich das so erlebt, dass immer nur erklärt wurde: Nehmen sie ihre Tabletten, denken sie über ihre Frühwarnzeichen nach, reduzieren sie ggf. den Stress und erhöhen sie bei Bedarf ihre Medis. Auch andernorts hörte ich nicht mehr. Ich habe zwar eine Psychologin, aber die Gespräche mit ihr beschränken sich darauf, dass ich ihr erzählte, was ich gerade mache und sie das mit einem "Hm.", "Ja." und "Das klingt doch gut." kommentiert (Ganz so schlimm ist es auch nicht, aber unterm Strich habe ich es damit doch relativ gut umschrieben).
Hilfreicher war es mir später, mir Fragen zu stellen wie:
- Was könnten meine Mitmenschen tun, um mich in eine manisch-psychotische Phase zu bekommen? Und was könnte ich tun, damit sie sich mir gegenüber so verhalten? (Um genau das zu vermeiden)
- Wie könnt es mir "gelingen", einem depressiven Zustand näher zu kommen? Wie könnte es mir gelingen, einem manisch-psychotischen Zustand näher zu kommen? (Um auch das zu vermeiden)
- Welche Vorteile haben 1. Depressionen, 2. Manien und 3. Psychosen? (Um sich dessen bewusst zu werden, dass die Vorteile recht illusorisch sind und die Nachteile die Vorteile überwiegen - In Bezug auf Depressionen brachte mich das aber auch dazu einzusehen, dass diese gar nicht sooo schlimm sind, was auch kein schlechtes Ergebnis war.)
Vor allem der letzte Punkt erwies sich für mich als sehr wichtig. Denn ich hatte (selbst nach meiner vierten von vier manisch-psychotischen Phasen!) lange geglaubt, ich hätte mich in meinen Ausnahmezuständen richtig verhalten (und wahrgenommen), während sich meine Mitmenschen alle falsch verhalten und es nicht richtig gesehen hätten. Ich denke, so lange man auf diesem Holzweg des Schönredens seiner Symptome ist, sehnt man sich mit einem Teil von sich danach, nochmals in die entsprechenden Ausnahmezustände zu kommen und ist schon auf dem besten Weg, genau dies auch wieder zu erreichen.