Die Mitmenschen: Chance oder Risiko

08. 08. 2018 02:21
Du (Wesker) beschriebst den Rückzug in die eigenen vier Wände. Ich sehe soziale Isolation mit gemischten Gefühlen. Ein bisschen als Lösung, ein wenig aber auch als mögliches Problem.

Vorzüge Sozialer Kontakte

In der Vergangenheit hatten meine Mitmenschen bessere Antennen als ich selbst dafür, wann etwas "verrückt" war. Gerade innerhalb meiner akuten Phasen war ich häufig blind dafür, dass ein Teil von mir ganz schön schräg unterwegs. Oder wie abgedreht ich da war. Während meine Mitmenschen mir das schon rückmeldeten, ich dazu aber sagte, ich wisse es besser und man habe lediglich eine andere Position als ich. Statt das ich darauf kam, meine Wahrnehmungen und Verhaltensweisen stärker zu hinterfragen und entsprechende Schritte (z. B. in Form von Medikamentenerhöhung) einzuleiten.

Als besonders angenehm und entspannend haben sich manches mal vor allem Beziehungen zu Menschen erwiesen, die mit Psychiatrie nichts zu tun haben. Mit denen kommt es seltener zu Konflikten. So bin ich montags z. B. in einem Schachverein, dessen Mitglieder echt entspannt und für mich wohltuend sind.

Um ein Gegenbeispiel einen neulichen Kontakt zu Psychiatrieerfahrenen zu nennen: Letzte Woche Mittwoch hatte ich erstmals ein Pärchen besucht, dass ich vorher nur übers Internet kannte. Beide psychiatrieerfahren. War an dem Tag vielleicht 3-4 Stunden bei ihnen in deren Wohnung. Als ich sie verließ, hatte ich den Eindruck, alles sei in Ordnung gewesen. Danach wurden auch noch ein paar Nachrichten über Facebook ausgetauscht, die mich nichts ahnen ließen. Am Sonntag Abend bekam ich dann plötzlich wüste Beschimpfungen von den beiden. Ich hätte ihr beim Verlassen und Zurückkommen des Raums auf die Beine geschaut. Ich hätte die ganze Zeit mit ihr geflirtet und mich viel mehr ihr als ihm gewidmet. Für mich war das, was mir vorgeworfen wurde und vor allen Dingen wie es mir gesagt wurde, total abwegig und surreal. Da fielen sehr heftige Formulierungen. Und ohne das ich Psychiatrie-Erfahrene als besonders schlecht darstellen zu wollen (Ich bin ja selbst einer): So etwas Heftiges hab ich mit Normalen noch nicht erlebt.

Schattenseiten Sozialer Kontakte

Auf der anderen Seite hab ich andere Menschen aber auch schon als massive Stressoren erlebt. Gerade dann, wenn ich mich am Beginn oder mitten in einer manisch-psychotischen Phase begann. Denn ich wurde dann oft nicht nur auf etwas hingewiesen, sondern oftmals auch sehr aggressiv angegangen. So vor meinem Psychiatrieaufenthalt Mitte 2016 von meinem besten Freund, der damals total aufdrehte, wild und emotional herumtobte. Nur weil ich sagte, ich wolle mal warten, wie es sich entwickeln würde statt vorschnell Psychopharmaka zu nehmen. Rückblickend war er zwar im Recht. Aber die Art, wie er mir seine Meinung vermittelte, war schon sehr extrem und stressend. Hat vielleicht sehr dazu beigetragen, wie (schlimm) sich die Sache dann entwickelte. Wobei ich nicht sicher weiß, ob es nicht auch ohnedies in der Psychiatrie geendet hätte.

Ein ganz anderer Punkt ist, dass manisch-psychotische Zustände auch Konflikte mit Menschen begünstigen können, die ich gar nicht oder nur wenig kenne. Vor allem dadurch, dass ich dann oftmals sehr mutig und selbstbewusst werde. So hatte ich in einer meiner Ausnahmezuständen schon mal Jugendliche gesehen, die einen Obdachlosen beleidigten. Ich blieb stehen und schaute sie herausfordernd an. So non-verbal kommunizierend: "Wenn ihr hier so weiter macht, kriegt ihr Stress mit mir." Ein anderes mal stand ich mit Mit-Insassen im Hof einer Psychiatrie, schaute dabei einen davon an und sagte, ich fände es nur nicht in Ordnung, wenn jemand Frauen schlage. Zu jemand anderem sagen, aber durch meine Blickrichtung über ihn sagend: "Du schlägst deine Freundin." Das entsprang damals mein ich einfach nur meinem manisch-psychotischen Zustand. Und ich bin froh, dass damals ein Pfleger mit im Hof stand, der ihn aufhielt. Denn der hätte glaub ich gerne die körperliche Auseinandersetzung mit mir gesucht. In einem Schreiben der Psychiatrie hieß es dazu, ich könne bei meinen Mitmenschen "Abwehrverhalten provozieren". Ich meine, das umschreibt es ganz gut.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.08.18 02:25.
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Beginnende Hypomanische Phase?

Wesker 1402 02. 08. 2018 08:14

Re: Beginnende Hypomanische Phase?

tschitta 404 02. 08. 2018 08:34

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Wesker 535 02. 08. 2018 09:03

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Wesker 391 02. 08. 2018 09:21

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Hartmut 529 02. 08. 2018 14:59

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Wesker 440 02. 08. 2018 19:17

Lieber zu früher als zu spät bremsen...

Sozialarbeiter84 416 07. 08. 2018 15:35

Re: Lieber zu früher als zu spät bremsen...

Wesker 356 07. 08. 2018 17:44

Die Mitmenschen: Chance oder Risiko

Sozialarbeiter84 477 08. 08. 2018 02:21



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