Weder grundsätzlich Ja noch Nein. Aber...

23. 07. 2018 18:17
Aus meiner Sicht ist die Legitimität eines Suizids davon abhängig, welchen Leidensdruck ein Mensch hat. Aber auch von der Kontinuität dieses Leidensdrucks.

Ich erinnere mich in dem Zusammenhang mal an eine Fallbeschreibung, die ein Psychologe oder Psychiater dazu in einem Buch zum Besten gab. Er hat einen durch körperliche Schmerzen leidenden Menschen erfolgreich vom Suizid bewahrt (Irgend eine unheilbare Krankheit war der Hintergrund). Kurz vor seinem natürlich eintretenden Tod sagte der Patient dann zu ihm (sinngemäß in etwa): "Ich wünschte, sie hätten mich damals sterben lassen, statt mich daran zu hindern und dadurch noch länger leider zu lassen."

Bei unseren psychischen Leiden finde ich, dass man da sehr vorsichtig sein muss. Leidensdruck kann vorübergehend kommen und wieder gehen. Statt konstant da zu bleiben. Wenn man sich dann aus dieser lediglich vorübergehenden Stimmung heraus das Leben nimmt, statt das Vorübergehen der Depression und den damit einhergehenden Suizidgedanken einfach abzuwarten, macht das aus meiner Sicht einfach wenig Sinn.

Außerdem kann ja auch ein langfristig guter Verlauf auf einen zu kommen, den man niemals erleben wird, wenn man vorzeitig sein Lebensende herbeiführt. Ein gutes Beispiel dafür ist die Lebensgeschichte von Viktor Staudt, die er in seinem Buch "Die Geschichte meines Selbstmords" beschreibt. Er war zunächst schon seit er denken konnte depressiv. Warf sich infolge dessen 1999 vor den Zug. Überlebte das, verlor aber beide Beine dabei. Auch danach ging es mit seinen Depressionen und seinen Suizidtendenzen erst mal Jahre lang weiter. Bis er dann 2005 Depressionen auch diagnostiziert bekam, auf ein Antidressiva eingestellt wurde und in seinem Buch davon spricht, dass das für ihn die Lösung war und es ihm seither gut ging. Er setzt sich in der Suizidprävention ein und die Gesellschaft kann sich glücklich schätzen, dass sie den Mann heute noch hat. Er selbst hat denke ich durch sein Wirken denke ich einen Lebenssinn finden können.

Immer bedenken sollte man das Leid, dass man den Hinterbliebenen antut. Wie hier schon viele schrieben. Das müssen noch nicht mal die Familienangehörigen sein. Meine große Schwester zeigt gewöhnlich keine Schwäche und das ist ihr sehr wichtig. Aber als sie mal betrunken, hat sie sich schrecklich über einen Vorfall ausgeweint, obwohl dieser schon viele Jahre zurück lag. Der Bruder ihrer heute noch besten Freundin hatte sich das Leben genommen. Und die Mutter wurde davon derart in Mitleidenschaft gezogen, dass sie sich wenige Wochen danach auch das Leben nahm. Ich denke, mit einem Suizid motiviert man andere Menschen auch immer ein ganz klein wenig, den gleiche Weg zu wählen.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.07.18 18:19.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Recht auf Selbsttötung

Hartmut 1430 23. 07. 2018 01:02

Re: Recht auf Selbsttötung

kirrumsl 546 23. 07. 2018 01:09

Re: Recht auf Selbsttötung

Eisbaer 494 23. 07. 2018 08:05

Re: Recht auf Selbsttötung

tschitta 517 23. 07. 2018 08:36

Re: Recht auf Selbsttötung

Eisbaer 487 23. 07. 2018 11:38

Ein Toter verpasst nichts...!!!

dry 474 23. 07. 2018 11:41

Re: Ein Toter verpasst nichts...!!!

Eisbaer 434 23. 07. 2018 12:45

Re: Ein Toter verpasst nichts...!!!

tschitta 442 23. 07. 2018 13:12

Re: Ein Toter verpasst nichts...!!!

Friday 474 23. 07. 2018 13:24

Auf jeden Fall!!!

dry 444 23. 07. 2018 11:47

Re: Recht auf Selbsttötung

Suzy 465 23. 07. 2018 12:28

Re: Recht auf Selbsttötung

Eisbaer 447 23. 07. 2018 12:51

Re: Recht auf Selbsttötung

tschitta 439 23. 07. 2018 13:16

Re: Recht auf Selbsttötung

Mexx55 391 23. 07. 2018 17:21

Weder grundsätzlich Ja noch Nein. Aber...

Sozialarbeiter84 811 23. 07. 2018 18:17



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