Ich hab die Erfahrung gemacht, dass Menschen, die gar nichts mit Psychiatrie und deren Diagnosen zu tun haben, unglaublich vieles noch als "normal" und nicht als krank oder behandlungsbedürftig einstufen. Während Menschen, die mit Psychiatrie und Diagnosen vertraut sind, unfassbar schnell die Schublade "Pathologisch und behandlungsbedürftig" aufmachen.
Schon wenn ich zu meiner Betreuerin sage, es gehe mir sehr gut, rümpft sie bereits die Nase und meint dann gelegentlich, ich sei bereits auf dem Weg in eine Manie. Ich zog im Beisein meiner Betreuerin etwa mal innerhalb relativ kurzer Zeit drei Tassen Kaffee ab. Bei einem Tage später stattgefundenen Termin bei meinem Psychiater meinte der dann, meine Betreuerin habe angerufen, mache sich Sorgen und sähe mich bereits auf dem Weg in eine neue manische Episode.
Letztlich kann dir meine ich niemand so wirklich sagen, ob ein bestimmtes von dir gezeigtes Verhalten oder bestimmte deiner Wahrnehmungen noch gewöhnlich oder bereits eher im Bereich von Manie oder Psychose liegen. Weil das - abseits deutlicher Wahnvorstellungen und Halluzinationen - oftmals sehr stark im Auge des Betrachters liegt.
Nachvollziehen kann ich dein Verletztsein. Und selbst wenn dein Verhalten oder deine Wahrnehmungen bereits etwas manisch oder psychotisch wären (Was ich hiermit nicht unterstellen will), können sie wieder vorüber gehen. Habe selbst gelegentlich Phasen, in denen ich relativ wenig schlafe, eine geringe Hemmschwelle zu Spontankäufen habe oder ähnliches habe, was so etwas "symptomatisch" ist. Dann aber wieder von selbst abklingt.