Natürlich ist es auch sein Kind, es ist unser Kind - einer der Gründe, weshalb ich so gehandelt habe, anstatt einfach "nur" die Trennung zu machen, ist ja, dass ich wollte, dass wir als Eltern beide da sind - unser Kind kann nichts dafür, was mit uns passiert. Ich bin ihm auch gar nicht böse, das bringt ja nichts, wenn es um solche Sachen geht - ich kenne seine guten Seiten und für eine Krankheit trifft keinen eine Schuld. Deshalb habe ich prinzipiell (erstmal?) kein Problem damit, wenn ich ihn in unserem Kind sehe etc. Die Frage nach dem Sorgerecht ist glaube ich ziemlich klar zu meinen Gunsten, wenn es so weit ist, aber damit war er eigentlich auch sowieso einverstanden. Ich hoffe, das bleibt auch so... klar, ich weiß es nicht. Mit der Zeit wird sich vielleicht ein Weg finden, wie unser Kind von uns beiden etwas hat. Wenn er sich wirklich dauerhaft total von uns zurückziehen und keinen Umgang will, dann ist es aber seine Entscheidung und die kann ich ja nicht ändern. Ich denke, das wird die Zeit zeigen.
Klar ist jedenfalls, dass es keinen Weg als Paar gibt, solange er keinerlei Einsicht hat, dass sein Verhalten problematisch war/ist. Vielleicht muss er dafür erst wieder in die Depression kommen, ich weiß es nicht - ich wünsche es ihm nicht. Vielleicht kommt es mit der Zeit und wenn unser Kind geboren ist. Das kann viel auslösen, denke ich. Aber ich sehe auch langsam, dass er schon lange Probleme hat, in der Depression hat sich das anders geäußert, jetzt wo er so aufgedreht ist, kommt es voll raus. Ich erkenne jetzt viel von der Krankheit in den Geschichten, die er mir über früher erzählt hat - für ihn hatte das natürlich nichts mit Krankheit zu tun, sondern so ist er halt, etc.
Ich habe dennoch den Eindruck, dass er von seinem schlimmsten Film im Moment erstmal runter ist, vielleicht liegt es nur daran, dass er im KH nichts konsumieren kann und es geht wieder los, sobald er draussen ist. Es ist jedenfalls seine Entscheidung, ob er sich helfen lässt, ob er die Notwendigkeit erkennt oder nicht. Wenn er wieder in die Manie rutscht bzw. das jetzt einfach weiter geht, dann wäre das schlimm. Aber ich kann da nichts mehr machen.
Im KH wurde ja einfach nur sediert bislang, ich werde heute den Arzt nochmal fragen, ob/wann er mal mit einem - seinem oder einem anderen - Therapeuten sprechen kann. Ich bin sicher nicht die richtige Person, um ihm eine Einsicht zu vermitteln. Ob er in seiner Heimat eine Therapie machen kann - nein, da gibt es in der Regel kein Bewusstsein für psychische Krankheiten. Das müsste er schon hier machen. Er ist ja auch schon in Therapie, aber halt nur mit 4-6 Woche Abständen mal ein Gespräch, das hilft ja nicht genug, wenn es so akut ist wie jetzt, denke ich.
Ich bin ziemlich entsetzt, wie die Polizei ihn zugerichtet hat, aber die haben ihn halt einfach nur als wild geworden gesehen etc. Das hat ihn schon heftig traumatisiert, das merke ich, aber dennoch: Solange er sich nur als Opfer sieht und seinen Anteil am Geschehen verleugnet, kann er keine Änderung herbei führen. Der erste Schritt ist immer Ehrlichkeit, das habe ich selbst durch, und ich kann nur hoffen, dass diese Manie abklingt und er dann einen Zugang dazu findet.