Hallo Tigger!
Ich kann dir leider keine Antwort auf deine Frage geben, aber vielleicht hilft dir eine kurze Zusammenfassung meines bisherigen Krankheitsverlaufs.
Zunächst einmal möchte ich sagen, dass ich weder Drogen noch Lügen etc verherrlichen möchte und auch auf keinen Fall dazu auffordern möchte!
Meine Diagnose bekam ich erst letztes Jahr, Anfang 2017. Jedoch trat die Störung bei mir schon mit 9 Jahren ein. Der genaue Grund ist bisher noch nicht bekannt.
In den Sommerferien vor dem Eintritt ins Gymnasium bekam ich eine Depression, die in eine Hypomanie wechselte. Nach einigen Monaten verging dies jedoch und blieb zunächst auch im Normalzustand bis 2012, in der ich erneut in den Sommerferien 6 Wochen im Bett lag und endete mit einem zweitägigen Weinkrampf endete. Als daraufhin meine Großmutter verstarb nahm ich innerhalb von 4 Monaten zwischen 15 und 25 Kilo ab, jedoch blieb die Krankheit weiterhin unerkannt. Anfang 2014 habe ich angefangen mich zu Ritzen und die ersten Selbstmordgedanken kamen auf. Da viele meines Alters eine "Emophase" erleben, stempelte es mein Umfeld auch als dieses ab. Als ich im Mai 2014 meine erste wirkliche Beziehung hatte, stieg das Rapid-cycling ein. In den nächsten eineinhalb Jahren wechselte sich meine Stimmung von tiefsten Selbstmordgedanken bishin zu euphorischen Ausrastern. Aufgrund der Manien allerdings hatte ich den Drang " beliebt " zu werden, was einerseits meine Manie fütterte, andererseits die Ängste in meiner Depression verstärkte da ja bekannterweise jeder Beliebtheitsgrad mit Gerüchten, falschen Bekanntschaften und einem hohen sozialen Druck einhergeht. Ab Ende 2014 begann mein Alkohol- und Cannabiskonsum. Beides im normalen Maße wie jeder Jugendliche. Ende 2015 trennte sich mein Freund von mir, Wir hatten in den Jahren viel Streit, sehr dramatische Auseinandersetzungen und gleichzeitig eine sehr starke Bindung. An dieser Stelle muss ich sagen, dass ich mit jeder Person die ich kenne sofort eine sehr starke emotionale Bindung aufbaue und aufgrund unserer sehr komplexen Persönlichkeit auch mit jedem eine Gemeinsamkeit finde. Ab der Trennung folgte eine Episode des Mischzustands, beginnend mit einer 4 monatigen Depression. Ab da blieben die Symptome der Depression erhalten, lediglich der Elan in einer Manie und eine gelegentliche Erhöhung des Selbstbewusstseins machte es zu einer Mischepisode. An dieses Jahr, 2016, kann ich mich so gut wie nicht erinnern. Zusammengefasst: täglicher Cannabiskonsum, tägliches Weinen, eine On-Off Beziehung(sehr sehr dramatisch wieder) mit einem guten Freund meines Exfreundes, mit dem ich ihn allerdings betrogen habe. Dazu eine weitere Beziehung mit einem weiteren Freund der beiden. Sehr hoher Alkoholkonsum, Schwänzen und mangelndes Interesse an die Schule oder allgemein an alles was nicht gerade oben beschrieben wurde. Das Verhältnis zu meiner Mutter würde unerträglich. Das wichtigste allerdings waren meine Lügen, die ich nicht abstellen konnte. Ich wurde schwanger und lies einen Abbruch vornehmen.Anfang 2017 flog dann allerdings mein Betrug auf, mein Freund trennte sich, mein Exfreund natürlich auch und ich musste aufgrund fehlender Schulzeit die 12. Klasse abbrechen. Ich plante meinen ersten Selbstmordversuch, der jedoch nicht erfolgte da ich in eine geschlossene Station eingeliefert wurde. Dort manipulierte ich meine Ärzte, verletzte die anderen Patienten verbal und hielt mich die ganze Zeit für etwas besseres. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich von der Krankheit noch nichts gehört. Nachdem ich die Diagnose erhielt, entließ ich mich selbst und versuchte ab da alles hinzubekommen. Das wichtigste an diesem Punkt waren die Schuldgefühle. Zum ersten Mal realisierte ich mein Verhalten. Ich zog nach München, brach Kontakt mit allen negativen Leuten ab und hole derzeit mein Abitur in München nach. Ab da an informierte ich mich über die Krankheit, ich glaube wie viele von euch Las ich jeden Artikel, ich zeichnete mein gesamtes Leben auf und schrieb alles auf was mir komisch vorkam, Situationen und meine Gefühle zu der Zeit. Zudem mache ich seitdem eine Therapie, die mir leider nicht wirklich etwas bringt ausser meine körperlichen Symptome zu erklären (Optics, Halluzinationen etc) ich wurde ein neuer Mensch. Ich fehle noch oft in der Schule und hatte auch hier soziale Probleme jedoch im normalen Rahmen wie jede Person eben hat. Ich akzeptiere andere Menschen und ihre Verhaltensweise, vorallem Verurteile ich niemanden. Ich habe im Studentenwohnheim eine Unterstützung in meinen hypomanischen Phasen, d.h sie macht mich darauf aufmerksam, ich kann meinen Redeflash bei ihr auslassen etc. In den Depressionen jedoch Rede ich mit niemanden, allerdings zwinge ich mich sobald eine Depression einhergeht rauszugehen wenn es möglich ist sich zu bewegen und ich mache mir bewusst durch Bilder, Sprachmemis von Freunden dass ich eine verzerrte Sichtweise habe.
Ich habe die Krankheit momentan in den Mittelpunkt gestellt, was ich denke jeder für eine gewisse Zeit tun sollte um sich selbst zu verstehen. Klar bringt eine Selbstherapue wenig und Cannabiskonsum ist keine Lösung aber da ich nicht abhängig bin( meine beste Freundin entscheidet spontan seit der Klinik wenn ich nichts mehr rauchen soll und wielange um immer sicher zu gehen das ich jeder Zeit aufhören könnte und ausser dem Schweißanfall in der ersten Nacht treten keine Entzugserscheinungen auf) hat dies nichts mit der Krankheit zu tun, da ich persönlich der Meinung bin das Cannabis gesünder ist wie Alkohol( den ich garnicht mehr konsumiere). Vor 2 Monaten habe ich mich freiwillig in den Ferien erneut einweisen lassen, da ich psychosomatische Symptome aufzeige und wissen wollte ob es mit dem Cannabiskonsum einhergeht. Eine derartige Psychose würde ausgeschlossen, jedoch kiffe ich nicht mehr. Und das allerwichtigste ist das ich nicht mehr Lüge und wenn ich mich dabei ertappe mich sofort zu korrigieren.
Ich möchte nicht lügen, die Krankheit belastet mich jede Sekunde, hat mir vieles zerstört und die jahrelange Unwissenheit verschlimmert die Krankheit ziemlich. Jedoch musst du dir jede Sekunde bewusst sein, das es lediglich Einbildung ist. Schreibe dir selbst einen Brief den du in der Depression liest. Gegen Kaufrausch hilft bloß das Verstecken der Kontokarte und das vorübergehende Sperren aller Kaufmöglichkeiten. Akzeptiere dich selber und verbringe deine Zeit auch nur mit Leuten die die Phasen akzeptieren. Eine Sache die im Alltag und bei sozialen Kontakten alles verändert hat war zudem, das ich verstanden habe das mich "gesunde" Personen nicht verstehen können und einer Depression es mir persönlich nichts bringt anderen zu erzählen wie ich mich fühle oder nach Trost zu suchen, da sie oft nicht damit umgehen können und ihre Hilflosigkeit dich nur trauriger macht und Sie auch.
Vielleicht noch interessante Fakten:
Mein IQ ist zwischen meinem 10. Und 18. Lebensjahr von 155 auf 152 gesunken.
Mein Gedächtnis speichert ca 55% von dem was ich am Tag erlebe und ich habe tägliche Konzentrationsschwierigkeiten.
Allein das zeigt das die Krankheit uns nicht verrückt macht oder zu Spinnern sondern wirklich eine sehr ernstzunehmende Sache ist, die du auch einsehen musst.
Viel Glück!
