Lieber Jan,
auch ich habe mich in der Tagesklinik nicht wohl gefühlt.
Ich fand alles extrem anstrengend und konnte mich an den Wochenenden nur erholen, indem ich mich extrem zurückgezogen habe.
Die an mich gestellten Ansprüche in Richtung "Funktionalität" konnte ich nicht in die Tat umsetzen und ich fühlte mich in jeder Hinsicht überfordert und hilflos.
Profitiert habe ich lediglich von den Spaziergängen und Gesprächen mit anderen Patienten.
Und von der der Sozialtherapeutin, die alle finanziellen Trümmer wieder aufgeräumt hat, die ich in der Manie hinterlassen hatte.
Die ganze aufgezwungene Tagesstruktur, die Aktivitäten, unsere wöchentlichen "Ausflüge"; es war ein bisschen wie im Kindergarten.
Ich kann einfach vollkommen nachempfinden, wie es dir geht.
Vielleicht solltest du einfach keine so hohen Erwartungen an dich stellen und nicht jetzt schon über Arbeit und die Zukunft nachdenken, sondern liebevoll mit dir umgehen und dir selbst Zeit lassen.
DU setzt deine Maßstäbe, du bist niemandem verpflichtet, nur dir selbst und deinem Wohlergehen.
Wenn du Ruhe brauchst, dann nimm sie dir.
Du hast ein Recht darauf.
Tu etwas, was dir einfach Spaß macht.
Ich hab in dieser Zeit Rätselspiele am PC gelöst, weil ich sicher sein wollte, dass mein Verstand noch funktioniert.
(Cogpack)
Das durfte ich dann während der Arbeitstherapie nur machen, wenn ich danach unsere Gruppensitzungen protokolliert habe wegen des Suchtpotentials.
Kleiner Versuch, dich aufzuheitern.
Ich finde es sehr gut und mutig, dass du hier schreibst.
Also lass es auf dich zukommen und glaube an dich.
Ich bin schon mal auf deiner Seite und hoffe, dass du bald nicht mehr so leidest.
Ich wünsche dir alles Liebe.