Hallo Annika,
ich habe keine bipolare Diagnose, aber eine unipolare in Richtung Depression. Ich würde sagen, dass sich mein damaliger Arzt gut mit Depressionen, auch hartnäckigen, auskannte und diesbezüglich versuchte mit seinen Erfahrungen darüber zu helfen. Er verschrieb die gängigen Antidepressiva.
Doch brauchte ich ca. 9 Jahre und viele Mediversuche, bis wir endlich fündig wurden. Jeder Mensch ist verschieden und reagiert verschieden auf Medikamente. Was dem Einen hilft, hilft dem Anderen noch lange nicht. Es braucht Geduld und Durchhaltevermögen.
Aber allein mit Medikamenten ist es dann auch noch nicht getan. Medikamente können eine Stütze sein, vielleicht das Fundament darstellen, aber dann beginnt die eigentliche Arbeit erst richtig. D.h. ich habe mich mit meinem Störungsbild auseinander gesetzt, durch Therapien, Selbsthilfe, Informationen, Austausch, erkennen meiner eigenen Ressourcen, meiner eigenen Akzeptanz meiner Grenzen und dadurch das Erkennen von weiteren Möglichkeiten und Chancen.
Recovery ist häufig ein langer Prozess, der Up and Downs kennt, der Fortschritt und Stillstand beinhaltet, aber der im Laufe der Zeit zu mehr persönlichem Wachstum verhilft. Jeder muss seinen ganz eigenen Weg dabei finden. Eine allgemeingültige fertige Lösung, gibt es leider dafür nicht.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).