Liebe Anna Karenina,
ich bin bipolar erkrankt.
Während meiner Manien hatte ich mein Liebesleben nicht unter Kontrolle.
Ich war promiskuitiv, enthemmt und rücksichtslos gegenüber meinen Partnern.
Ich sehe dies
nicht als Charakterschwäche, sondern als Ausdruck meiner Krankheit, denn in stabilen Phasen verhalte ich mich anders.
Meine Meinung ist, dass ein Zusammenleben mit einem bipolar Erkrankten auch dann eine extreme Herausforderung ist, wenn er Krankheitseinsicht hat.
Es ist eine schwere psychische Erkrankung, die in die Katastrophe führen kann.
(Erinnerst du dich noch an den germanwings Piloten?)
Mein großer Respekt gilt allen Angehörigen, die mit Liebe und viel Kraft jeden Tag aufs Neue den Kampf mit dieser Erkrankung aufnehmen.
Als von der Krankheit selbst Betroffene kann ich nur sagen, dass ich viel Leid verursacht habe und dir gerne dieses Leid ersparen würde.
Wenn ich verliebt bin, traue ich mir oft viel zu und sehe die Welt und den Geliebten als steuerbar, veränderbar und male mir ein positives Bild, in dem die Schattenseiten verblassen.
Deshalb ist es ja auch so schön, verliebt zu sein.
Was du schilderst , ist aber ein Zustand der Angst, Verwirrung, ständiger Enttäuschung und Verletzung.
Was empfindest du, wenn dich jemand bedroht, beleidigt, belügt und hintergeht?
Wo ist deine Selbstachtung?
Du hast so ein herzloses Verhalten nicht verdient, egal ob dieser Mensch bipolar, krankheitseinsichtig, in guten Phasen charmant oder wie auch immer sonst gestrickt ist.
Es geht um dich, nicht um ihn.
Du hast ein Recht auf respektvolles Verhalten und wer dieses Recht mit Füßen tritt, hat dich nicht verdient.
Bitte geh auf Distanz, sonst verlierst du jeden Tag ein wenig mehr von deinem Selbstwertgefühl und am Ende glaubst du noch, was er dir sagt.
Diesen Rat würde ich auch meiner Tochter geben, wenn sie in einer solchen Situation steckt oder meiner besten Freundin.
Ich wünsche dir von Herzen alles Gute
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.05.18 11:41.