Hallo Lea-Tabea,
erst ein Mal herzlich Willkommen im Forum. In depressiver Stimmung fällt es mir auch nicht leicht, Hilfe anzunehmen. Ich kenne es selbst, mich als Last zu empfinden oder es ist mir peinlich, dass ich nach meinem Empfinden einfache Dinge nicht mehr hin bekomme.
Ich versuche mir dann immer bewusst zu machen, dass Depression eine Krankheit ist, wie jede andere Krankheit auch. Und niemand würde auf die Idee kommen, jemanden, der eine schwere Grippe hat oder sonstwie körperlich sehr geschwächt ist, dazu aufzufordern die alltäglichen Dinge, wie sonst auch zu erledigen.
Die Skepsis, ob es ein sekundärer Krankheitsgewinn ist, hatte ich ähnlich, allerdings fragte ich mich, ob ich einfach nur faul sei. Mir half, dass mich jemand fragte, ob ich die angebliche "Faulheit" denn genießen kann. Das konnte ich nicht, ich machte mir ständig Vorwürfe. So lernte ich, das "Faulsein" etwas ist, was jemand freiwillig tut und es genießt, wärend dieses "Nicht-wollen-können" ein Symptom der Depression ist.
Ich denke, wenn Dein Freund genug Empathie hat, wird er wissen, dass du gerade nicht anders kannst, doch wird er auch wissen, was er an Dir hat und dass Du auch in der Lage bist zu Geben. Es gibt Angehörige, die würden so gerne Geben, wenn der Betroffene es annehmen könnte, denn dann haben Sie das Gefühl, nicht so ohnmächtig daneben stehen zu müssen und nichts tun zu können.
Außerhalb der Depression sind wir ja auch wieder fähig zu Geben und das wird dein Freund wissen.
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).