Ich selbst gehe im Moment offen mit meiner Diagnose um. Sehr offensiv sogar. Meine Psychiatrie-Erfahrung fließt beispielsweise in meine öffentlichen Aktivitäten bei Facebook oder meinen Amazon Rezensionen mit ein. Der Preis dessen ist natürlich, dass ich als Sozialarbeiter eher nicht nochmals Fuß fassen könnte und das nehme ich aus verschiedenen Gründen in Kauf. Ich weiß nicht, ob ich diesen Weg nochmals gehen würde. Jetzt bin ich ihn allerdings schon gegangen und meine bisher im Internet hinterlassenen Spuren nochmals gänzlich auszulöschen wäre schwierig.
Würde es verschweigen und denke auch - je nach Ausprägung der Symptome -, dass man damit durchkommen kann. Ich habe z. B. eine Bekannte, die immer mal wieder psychotisch war und Psychiatrieaufenthalte hatte. Sie hatte es aber hingekriegt, dass dann immer so hinzubiegen, dass ihr Arbeitgeber keinen Wind von ihrer Diagnose oder ihren Diagnosen bekam. Ich weiß nicht, wie das mit irgendwelchen Krankmeldungen ist, was genau da drauf steht usw.. Aber trotz mehreren Psychiatrieaufenthalten in den letzten Jahren hat sie das erfolgreich verbergen können.
Soweit ich weiß, muss man nichts angeben und kann alles verbergen. Ist nicht zur Angabe von Diagnosen oder Schwerbehinderung verpflichtet. Der Nachteil des Verschweigens der Schwerbehinderung ist natürlich, dass man dann die damit verbundenen Vorteile dann auch nicht in Kauf nehmen kann. Etwa den stärkeren Kündigungsschutz, den man mit einer Schwerbehinderung hat. Was ich nicht weiß ist... ob man seine Schwerbehinderung angeben kann, dann aber zu den Gründen (Diagnosen) keine genaue Auskunft geben oder eine andere Angabe machen kann.
Hatte mir den gesamten Baum durchgelesen und irgend jemand hats schon mal geschrieben. Ich hab das auch schon mal im Studium gehört. Mit psychiatrischen Diagnosen hat man sehr schlechte Karten auf dem Arbeitsmarkt. Je nachdem, was man hat, vielleicht mehr oder weniger schlecht. Daher würde ich vom offenen Umgang damit absehen. Es mag ja sein, dass man gewisse Vorteile hat, wenn man trotz offenem Umgang mit der Diagnose und Behinderung schafft, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das Problem ist nur, dass man eher gar nicht Fuß fassen kann, wenn man offen damit umgeht. Und ich denk, eine Stelle ohne besonderen Kündigungsschutz usw. ist besser als überhaupt keine.
Es ist glaube ich so, dass Arbeitgeber ab einer gewissen Menge von Mitarbeitern die Wahl haben, ob sie lieber zu einem gewissen Prozentsatz Behinderte einstellen oder eine finanzielle Abgabe zahlen. Und die Regel dabei ist, dass es von den meisten davon vorgezogen wird, lieber etwas Geld abzudrücken, als Behinderte einzustellen.
Vielleicht ist es aber auch stark davon abhängig, wie man sich selbst, seine Behinderung und Diagnosen "verkauft". So hab ich etwa auch eine Bekannte, die - anders als die bereits Genannte - gegenüber ihrem Arbeitgeber offen mit Diagnose und Behinderung umgeht. Sie ist Autistin, hat meine ich auch andere Zuschreibungen und weiß nicht, was und wie sie es ihrem Arbeitgeber geschildert hat. Ihr Arbeitgeber hat sie zwar eingestellt und sie behalten, ihr aber auch mitgeteilt, dass das lediglich an der Qualität ihrer Arbeit liege und der Arbeitgeber ihr keine Chance gegeben hätte, wenn ihre Diagnose / Behinderung irgend welche negativen Einflüsse auf ihre Arbeit gehabt hätte.
Wenn ich mich in die Rolle eines Arbeitgebers hinein versetzen würde, würde ich aber meinen, dass jemand mit bipolarer Störung mir eher nicht in den Kram passen würde. Schätze ich mal so vorsichtig. Wobei es hier mehr "Glaube" als "Wissen" ist.
Denke, man hat natürlich den Drang, sich mit anderen Menschen über seine spezifischen im Zusammenhang mit der Diagnose bestehenden Probleme auszutauschen. Dafür muss man das aber nicht an die große Glocke hängen. Sondern kann sich auch per Facebook unter anderem Namen mit anderen austauschen. Oder aber ein Forum wie dieses hier nehmen, um sich mit anderen Betroffenen zu schreiben.
Ich neige zu langen Antworten. Vielleicht lerne ich noch, mich kürzer zu fassen...
Zu manchem Schlagabtausch, den es im Baum gab, denke ich, dass man auf manches einfach nicht eingehen sollte. Oder wenn jemand schon was Falsches schreibt, es verbessern, dann aber darauf verzichten sollte, noch ne Beleidigung draufzupacken.