Lieber Herr Steinberg
Ich kann leider nicht ganz nachvollziehen, was sie mit dieser Umfrage erreichen wollen. Beim Durchschauen der Fragen fällt auf, dass es vor allem darum geht, die allgemeine Befindlichkeit und das psychische Wohlbefinden der Befragten zu eruieren. Was erwarten Sie denn hier im Forum für Antworten? Dass es allen blendend geht und dass sie wunschlos glücklich sind?

Die Stichprobe für diese Umfrage ist alles andere als räpresentativ: Die Menschen, die in einem solchen Forum nach Hilfe suchen, befinden sich so gut wie immer in einem Ausnahmezustand. Sie brauchen Hilfe, weil sie überfordert sind und nicht mehr weiter wissen. Dies bildet aber noch lange nicht die Ganzheit aller Angehörigen psychisch Erkrankter ab, sondern nur den Teil, der gerade in einer Krise steckt.

Ausserdem frage ich mich - und da muss ich mich dem Einwand von caribeso anschliessen - weshalb Sie hier Personen befragen wollen, die keine Angehörige mit einer psychischen Störung haben. Soll das etwa die Kontrollgruppe in Ihrer Studie sein? Sie schreiben, dass von 174 Teilnehmer, 121 Angehörige sind. Was denken Sie denn, sind die restlichen 53? Ich hoffe, dass Ihnen klar ist, dass von diesen 53 Personen kaum jemand nicht von dieser Krankheit betroffen ist. Es ist anzunehmen, dass diese Personen selbst eine Bipolare Störung haben und sich deshalb nicht als Angehörige betrachten. Ich hoffe also, dass Sie ihre Kontrollgruppe anderswo beschaffen können.

Ich war noch nie ein Freund des übermässigen Einsatzes von quantitativen Studien. All zu oft werden diese dazu missbrauht, bereits gefasste Hypothesen zu belegen ohne davon auszugehen, es könnte auch ein anderes Resultat dabei raus kommen. In meinem eigenen Studium konnte ich beobachten, wie viele meiner Komilitonen mit voller Begeisterung ihre Fragebögen zusammenschusterten und auf diese Weise blindwütig Daten sammelten und dann das Gefühl hatten, damit irgend etwas beweisen zu können.

Tut mir leid, aber ich kann dieser Studie leider nicht viel abgewinnen ausser dass hier einmal mehr dem Erkrankten vor Augen geführt wird, welch grosse Belastung er für sein Umfeld darstellt. Dass es oft so sein kann, ist uns bekannt aber ich denke nicht, dass es dafür noch eine weitere Studie dieser Art braucht.

Langer Rede kurzer Sinn:
1. Keine repräsentative Stichprobe
2. Keine glaubwürdige Kontrollgruppe
3. Eine psychische Erkrankung ist für für alle Beteiligten immer auch eine Belastung, das ist eine logische Konsequenz, dazu braucht es aber keine neuen Studien. Und für eine solch redundante Fragestellung sollten nicht einfach blindwütig Daten gesammelt und Foren wie dieses missbraucht werden.

Lieber Gruss
Max