Hallo Katharinaemm,
In dem Spiel der familiären Interaktionen gibt es niemals Gewinner oder Verlierer, solange alle immer wieder aufs Neue einsteigen und mitspielen. Die Familiendynamik kann einen verrückt machen und ich habe mit meiner eigenen Mutter fast dasselbe Problem, nur, dass meine Familie versucht, die Unebenheiten mit Geld zu lösen. Also ich bekomme Geld und "Sachen" als eine Art Ausgleich zu dem, was alles nicht funktioniert.
Bei uns ist es so, dass die emotionale Distanz zwischen meiner Mutter und mir im Laufe der Zeit immer größer wurde. Ich verdränge das zwar, merke aber durch die Vielzahl von Träumen, wie sehr ich daran zu knacken habe. Meine Mutter wirft mit heute immernoch die Beleidigungen von vor 15 Jahren vor, die ich ihr in der Manie an den Kopf geknallt habe. Ich habe ihr auch solche Vorwürfe gemacht, aber häuptsächlich deshalb, weil ich mich von ihr verraten fühlte, weil sie es sich nicht zutraute, mich allein groß zu ziehen und stattdessen einen Mann geheiratet hat, der mich nur bekämpfte, über Jahre, bis ich dann auszog und dann ließ er seinen Frust an meiner Mutter. Und das schlimmste, was sie sich selbst antut: Sie hat sich vor meiner Oma (also ihrer Mutter) offenbart, dass sie in ihrer Ehe unglücklich ist. Und ich sehe das als Schwäche an. Ich kann nicht verstehen, dass sie unglücklich ist und an der Situation nichts ändert.
Meine Mutter vertraut sich mir in diesen Dingen nicht an, weil sie meine Denkweise kennt. Sie hat es nur meiner Oma erzählt und meine Oma hat es im Vertrauen mir erzählt. Ich werfe meiner Mutter nur deshalb vor, dass sie keine gute Mutter war, weil ich mich einfach verraten fühle.
Zum Thema familiäre Distanzierung kann ich nur sagen: Überbehütung ist eigentlich immer der falsche Weg. Es soltte ein gewisser Raum zum Atmen für beide Parteien bestehen. Wenn es in dieser Distanz immernoch nicht möglich ist, einen respektvollen Umgang zu realisieren, dann gibt es noch irgedneine Schieflage, beispielsweise eine unehrliche Kommunikation oder einfach die Unfähigkeit zur Meta-Kommunikation, also die Unfähigkeit darüber zu sprechen, was in einer Kommunikation falsch gelaufen ist.
In vielen Familien, in denen ein Mitglied psychisch krank ist, verbieten sich die Mitglieder gegenseitig über die Art und Weise ihrer Kommunikation zu reflektieren. Bei mir ist es leider auch so.