Hi Annika,
ich hatte auch keinen vollständigen Realitätsverlust gehabt, trotzdem kam es zu einer irreversiblen Schädigung meines Alltags vor 16-17 Jahren. Seitdem hatte ich nie wieder eine solch extreme Manie. Dies habe ich aber nicht dem Zufall zu verdanken, dass danach alles glatt lief, sondern dies basiert auf einer Kombination einer gewissen Alltagsdisziplin und der (prophylaktischen) Medikation. Ich bin heute normal unterwegs und ich merke schon, wie ich nachjustieren muss, wenn Triggerpunkte kommen. Diesbezüglich geben die Medikamente schon zusätzlichen Halt bzw. sedieren sie mich auch mal zur Ruhe. Ich habe keine Familie hinter mir und in meinem Job muss ich Entscheidungen treffen, die direkt harte Konsequenzen nach sich ziehen. Letzteres wollte ich auch wieder. Die Konsequenz, dass ich mehr Kraft aufwenden muss und mir in meinem Alltag dementsprechende Kompensationsphasen eingebaut habe, zeigt mir jedenfalls, dass die Krankheit nicht einfach untertaucht und in keiner laissez-fairen Routine verarbeitbar ist. In meinen anderen Artikeln habe ich diesbezüglich einiges angedeutet.
Bei einer offensichtlich irreversiblen Krankheit mit Zeiträumen zu argumentieren ist fern jeglicher Vernunft bei einer Krankheit, wo es, trivial ausgedrückt, um das Ausbalancieren der Mitte geht. Es lässt sich sich sicherlich fragen, wie groß muss die Hilfe/Prophylaxe sein?
Hiermit möchte ich einem anderen Artikel von Dir zumindest dahingehend widersprechen, ich habe experimentiert (nicht mit Medikamenten!) und bin meinen persönlichen Weg im Umgang mit der Krankheit auch gegen Widerstände und Argwohn aus der Gesellschaft gegangen und das war ein verdammt langer, einsamer und beschissener Weg, den ich auf 11-13 Jahre je nach Sichtweise datieren kann. Auch wenn man kämpft, isoliert man sich, weil in diesem Fall mein Umfeld dieses Kämpfen über diesen langen Zeitraum verständlicher Weise nicht mehr mitgehen konnte. Meine Erfahrung ist bis heute, egal wie man diese Krankheit anpacken kann - das ist so unterschiedlich - sie bleibt unerträglich.
Wie lange ist Deine Tochter schon manisch-depressiv? Ist die Diagnose überhaupt gesichert?
Viele Grüße nebulos