Hallo Diesel,
wir hatten in der Tagesklinik jeden Montag "Wochenend-Runde".
Wir wollten alle gerne dem Leiter der Runde eine Freude machen, er war ein wahnsinnig netter Therapeut.
Außer mir waren noch 4 andere Bipolare in der Tagesklinik, und da wir medikamentös noch nicht so richtig stabilisiert waren, gab es sehr häufig Zoff.
Und wenn die Reihe an mir war, hab ich drauflos geschnattert ohne Punkt und Komma, das war für alle Beteiligten sehr verwirrend.
Für mich war Stillsitzen anstrengend, deshalb bin ich nach meinen Monologen häufig rausgerannt.
Gottseidank gabs in der TK einen großen Garten und ein Park war auch gleich in der Nähe.
Meistens hatte ich dann im Anschluß gleich einen Termin bei meiner Bezugspflegerin nach dem Motto "was war denn da wieder los bei Ihnen?"
Ein Samstag nur auf der Couch ohne rauszugehen war eher nicht so gern gesehen.
Wir hatten aber auch eine bipolare Dame, die ist am Sonntag 8 Stunden gewandert, bis sie Blasen an den Füßen hatte, das war dann wieder zu viel.
Verstanden gefühlt habe ich mich in der Gruppe von den anderen Betroffenen, weniger von den Therapeuten und Pflegern.
Ich glaube, es ist für Außenstehende sehr schwierig, meine Gefühlslage nachzuvollziehen.
Und ich kann sehr verletzend sein während einer Episode.
Manchmal habe ich Tagebuch geführt während einer manischen Phase, es war, als würde ein anderer Mensch schreiben, sogar die Schrift sah anders aus. Oder ich hab auf Englisch geschrieben.
Manchmal nur Songtitel.
Ich kann so gut nachempfinden, wie du dich gefühlt hast.
Ich hab auch ständig überlegt, ob ich nicht einfach eine Tagesstruktur erfinde, damit allen gedient ist.
Wenn ich jetzt bei meinem Therapeuten bin, bin ich ehrlicher.
Ich sag ihm auch, wenn ich Selbstmordgedanken habe.
Mein Psychiater verschreibt mir die Medikamente in Großpackungen, er hat da Vertrauen in mich.
Ich hoffe, mir kann geholfen werden und natürlich dir auch.
Sehr liebe Grüße
Martha