Beziehungsposts unerwünscht?

23. 02. 2018 18:51
Hallo!
Ich habe einige Postings hier gelesen und unter anderem ist mir aufgefallen, dass sich ein ganzer Thread damit befasst hat, dass Beziehungsfragen unerwünscht sind. "Auffanglager für Beziehungsprobleme" oder so ähnlich.
Zunächst habe ich mich auch hier registriert, um zu sehen, wie es anderen geht, die mit Menschen zu tun haben, die eine bipolare Störung haben. Im Speziellen in Beziehungsfragen.
Es ist für mich nicht ganz verständlich, wie ein Forum, das sich mit dem Thema bipolare Störung befasst, diese Auskünfte ablehnen kann.
Damals, als ich erfuhr, dass mein damaliger Freund unter dieser Krankheit leidet, wünschte ich mir Tipps, Antworten, eine Art Anleitung, wie ich damit umgehen sollte. Es war denkbar schwierig, sich als Laie ein Bild zu machen, seine Sorgen zu teilen.
Ich möchte zum einen darum bitten, dass es von den Betroffenen auch ein gewisses Maß an Verständnis für Betroffene gibt, egal, wie lange eine Beziehung dauern mag. Schließlich ist derjenige, der sich Hilfe sucht, um den richtigen Umgang mit einem psychisch kranken Menschen bemüht ist, kein Idiot, sondern in erster Linie ein liebender Mensch, der seinem Partner zur Seite stehen möchte und ihn nicht gleich verlässt, auf Grund dieser Diagnose. Zum anderen möchte ich so kurz und knapp wie möglich, meine Erfahrung erzählen, vielleicht hilft es denjenigen, die hier ebenfalls versuchen, Hilfe zu bekommen, weil sie nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen, wenn sie erfahren, dass der PArtner krank ist.
Ich war mit meinem Freund fünf Monate zusammen. Bitte nicht kreuzigen, weil es nicht JAHRE waren, denn dies scheint hier ja von manchen zunächst verlangt zu werden, bevor man sich erlaubt, sich mit dem Thema zu befassen oder darunter leiden zu dürfen.
Zu Beginn war er Feuer und Flamme und es ging alles sehr schnell. Liebesbekundungen, Zukunftsplanungen, gemeinsamer Urlaub,...
Ich bekam Liebesbriefe, Gedichte, selbstgebastelte Aufmerksamkeiten, alles, was sich eine Frau eben wünscht. Er war aufmerksam und es war ihm zu jeder Zeit wichtig, dass es mir gut ging.
Als wir im Urlaub waren, meinte er eines schönen Nachmittags, dass es ihm gerade zu eng sei. Aus heiterem Himmel. Ich fiel aus allen Wolken und wusste nicht, wie ich reagieren sollte. Wir saßen gerade bei einem Bier am Strand. Ich packte also wortlos meine Sachen zusammen und ging zum Hotel. Ich konnte es nicht fassen, dass er sowas sagte, wo alles so schön war. Er kam mir wortlos hinterher. NAch etwa einer Stunde tat es ihm furchtbar leid. Er meinte, er habe Unsinn geredet und er wäre nunmal nicht so der Strandtyp. Ich wollte den Rest des Urlaubs nicht damit verbringen, sauer zu sein oder mir wahnsinnig viele Gedanken zu machen. Schließlich kannten wir uns damals erst drei Monate und somit waren wir es auch nicht gewohnt, 24 Stunden am Tag zusammen zu sein. ( auch hier bitte nicht kreuzigen, dass ich bereits nach so kurzer Zeit mit ihm in Urlaub war, aber es war einfach so vertraut und intensiv, dass es mir vorkam, als kannten wir usn weit länger )
Ich muss dazu sagen, dass die Initiative zu Beginn weit mehr von ihm aus ging, also ich hab ihn nicht überrumpelt, eher er mich.
Jedenfalls war der Rest des Urlaubs wieder sehr schön.
Genauso wie die Wochen zuvor, waren auch einige Wochen nach dem Urlaub wunderschön. Es kam jedoch immer wieder zu Situationen, in denen er anders war, anders reagierte, anders schaute, mich anders ansah. Er war manchmal ziemlich aufbrausend, ohne bestimmten Grund. Er warf mir vor, ich würde zu viel fragen, behandelte mich teilweise ungerecht und wenig liebevoll, nur, um kurz darauf wieder zu schwören, mir die Welt zu Füßen zu legen, weil ich seine Traumfrau war.
Eines Tages, nachdem er wieder grundlos in die Luft gegangen war, merkte ich, wie sehr mich das mittlerweile verletzte und verunsicherte.
Er beichtete mir, dass er seit seiner Jugend unter Depressionen litt, was später als bipolare Störung abgelöst wurde. Er legte mir sein Attest, das etwa zehn Jahre alt war, vor.
Ich wusste im ersten Moment nicht viel damit anzufangen, weil ich von der Krankheit nicht wirklich etwas wusste.
Als er meinte, er müsse sich in stationäre Behandlung begeben, redeten wir lange. Er bat sich aus, dass er Zeit für sich brauchte, er es aber begrüßen würde, wenn ich ihn begleite. Ich war fest entschlossen, ihm bei zu stehen, wusste aber nicht genau, wie.
In den ersten Tagen nach dem Gespräch, saugte ich alles auf, was ich im WWW finden konnte. Mit der Zeit verstand ich, warum er sich manchmal so komisch verhalten hatte.
Unsere Kommunikation in den kommenden Wochen war äußerst schwierig und ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Ich war verzweifelt und fand keinen Halt. Er meldete sich immer seltener und antwortete fast gar nicht mehr auf meine Nachrichten.
Stationär hielt er nur eine Woche durch, da er der Meinung war, es würde ihm dort nicht geholfen werden.
Statt dessen war er einen Monat im Krankenstand und er lenkte sich hauptsächlich damit ab, sein Haus zu renovieren. Auf mein Nachfragen, wie es ihm ginge und ob ich etwas für ihn tun konnte, reagierte er unterschiedlich. Einmal freute er sich darüber, das andere Mal reagierte er entweder gar nicht oder er schrieb mir, dass ich ihn in Ruhe lassen sollte.
Als ich über ein Wochenende weg fuhr, hatten wir wieder mehr Kontakt. Er fragte, wie es mir ginge, wünschte mir einen schönen Geburtstag, schickte mir Fotos von seinen Renovierungsarbeiten. Es kam zwar nichts, was nach Beziehung aussah, aber wir hatten freundschaftlichen Kontakt. Das änderte sich wieder.
In meiner Verzweiflung, weil er mir nie wirklich Auskunft gab, wie es mit uns weitergehen sollte, habe ich ihm Vorwürfe gemacht, ihn angefleht, mir zu sagen, was denn nun los sei. Seine Reaktionen reichten von "ich weiß es nicht" über "es tut mir leid" bis hin zu "lass mich in Ruhe". Alles Indizien, die einem sagen, dass es vorbei ist. Allerdings kamen auch Nachrichten wie "ich muss sehr oft an dich denken" oder "Vielleicht liebe ich dich noch". Dann war er bereit, mit mir zu reden, ließ aber wieder Wochen vergehen, weil sich kein Termin finden ließ.
Dann schrieb er mir wieder, dass er mir alles erklären wollte und uns nicht aufgab. Alles widersprüchlich und komisch.
Wir hatten uns seit mittlerweile drei Monaten nicht gesehen. Es tat sehr weh zu sehen, dass er nicht mehr der Mensch war, den ich kennen gelernt hatte.
Es war nicht in der Lage, seine Gefühle zu äußern und wenn, dann war alles ein Widerspruch in sich. Einmal freundlich und Gesprächsbereit, dann wieder verschlossen und kalt. Ich denke, das ist es, was uns Partner oder Expartner dann so verzweifeln lässt. Er lässt einen auch nicht los, verlangt es aber von uns. Er will Unterstützung, kann sie aber nicht wirklich annehmen.
Ich bin zu dem Fazit gekommen, dass er nicht in der Lage ist, eine Beziehung zu führen, weil er mir sich selbst nicht klar kommt. Er wird sich auch immer wieder eine Frau finden, die das alles mitmacht, weil er ja liebevoll sein kann. Bis sie merkt, dass er leider auch anders "kann" und einen verletzen und emotional an den Rand der Verzweiflung bringt.
Ich kam mir vor, als würde ich wochenlang versuchen, eine glitschige Mauer hoch zu kriechen, um auf die andere Seite blicken zu können. Leider hat er mir nie gezeigt, wo ich Punkte finden kann, leichter hoch zu kommen, noch reichte er mir seine Hand. Er saß einfach auf der anderen Seite und war mit sich beschäftigt. Ich hatte immer Hoffnung, dass der Tag kam, in dem ich es schaffte, zu ihm vor zu dringen, der kam aber nicht. Es tat ihm zwar leid, dass ich litt, aber helfen konnte er mir nicht.
Einmal meinte er "ich bin eben wie ich bin". Und genauso sieht er das Ganze. Er ist zu feig, sich seiner Krankheit wirklich zu stellen, weil er wieder keine Therapie macht. Er lenkt sich ständig ab, zieht andere Menschen mit runter, die er vorher mit seiner gewinnenden Art geködert hat. Unterm Strich ist es ihm egal, wie es anderen geht.
Ob nun seine Art und Weise, wie er mit mir um ging, mit seiner Krankheit zu tun hat, sei dahin gestellt. Ich denke aber ganz eindeutig JA
Denn genauso, wie es ein Mensch mit diesem Krankheitsbild schaffen kann, einen in den Bann zu ziehen, weil solche Menschen auch einen wahnsinnigen Enthusiasmus versprühen können, wenn es ihnen gut geht, genauso können sie einen zermalmen und aussaugen.
Ein Mensch, der gesund ist, vermag das in dieser Form eher nicht.
Es fehlt an Empathie und der Fähigkeit, sich mit dem Befinden anderer auseinander zu setzen. ICH ICH ICH, dann DU.
Während sich der Partner Hilfe sucht, zum Beispiel in Foren wie diesem, weil er es gerne schaffen möchte mit diesem Menschen, OBWOHL es schwierig wird, hat er eigentlich schon aufgegeben, oder sich einen neuen Partner gesucht, dem er wieder etwas vormachen kann, solange es ihm gut geht. Das böse Erwachen folgt bald darauf aufs Neue.
Ich kann nur aus meiner persönlichen Erfahrung sprechen und sagen: es ist schwierig. Vielleicht machbar, wenn der Kranke bereit ist, aktiv daran zu arbeiten, dass er therapiert wird und auch bereit dazu ist, seinen Partner fair zu behandeln.
Es ist schwer, Verletzungen über sich ergehen zu lassen, auch wenn er nichts dafür kann und man einiges seiner Krankheit zuschreiben muss. Aber es wird schier unmöglich, wenn der Kranke einen außen vor lässt, Verständnis verlangt und einem keine Leiter und keine Hand reicht, dass man eine Chance bekommt, über diese Mauer zu schauen.
Ich denke auch nicht, dass Betroffene ihre Krankheit immer als Ausrede verwenden, aber ich denke, es wird trotzdem gemacht.
Mir fehlte einfach, dass er es nicht schaffte ( mit 45 Jahren ), sich insoweit mit seiner Krankheit auseinander zu setzen, dass er entweder gar keine Beziehung mehr einging, weil er es im Prinzip ja gar nicht kann und wenn er es tat und von der großen Liebe redete, sich wenigstens die Mühe machte, auf mich einzugehen und mir dabei zu helfen, mich richtig zu verhalten.
Statt dessen wird man angelockt, um wenig später weggestoßen zu werden.
Dass viele Neupartner eines Betroffenen hier Hilfe suchen, finde ich legitim und verständlich. Und nur, weil sich diese Teilnehmer dann nicht mehr groß melden, heißt das nicht, dass alle dies tun. Außerdem ist es ja auch oft so, dass sich sie Sache nach wenigen Wochen dann von selbst erledigt, weil es kein Durchkommen mehr gibt und man aufgeben muss. Ich selbst hätte dies weit früher tun sollen.
Fünf Monate echte Beziehung, um anschließend vier Monate im Unklaren zu sein, zu hoffen und zu bangen, zu trauern, wieder Hoffnung zu schöpfen, das hat niemand verdient.
Und das nicht Stellung beziehen können, dem anderen in die Augen zu sehen, das nicht mit Emotionen umgehen können, gehört sehr wohl zum Krankheitsbild.
Ich wünsche allen, die sich in so einer Situation befinden, dass sie entweder einen kranken Partner haben, der reflektiert ist und sich therapieren lässt, oder rechtzeitig ein zu sehen, dass es keinen Sinn macht.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Beziehungsposts unerwünscht?

Tröpfchen 1428 23. 02. 2018 18:51

Re: Beziehungsposts unerwünscht?

Antero 495 23. 02. 2018 19:06

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Tröpfchen 480 23. 02. 2018 19:14

Beziehungsposts unerwünscht?

Antero 393 24. 02. 2018 00:47

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nebulos 399 23. 02. 2018 20:49

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Tröpfchen 253 23. 02. 2018 22:06

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nebulos 264 23. 02. 2018 22:22

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Tröpfchen 428 23. 02. 2018 22:36

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Tröpfchen 194 23. 02. 2018 22:15

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Tröpfchen 316 23. 02. 2018 22:40

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Aradia 320 23. 02. 2018 23:48

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Tröpfchen 473 24. 02. 2018 00:00

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Aradia 297 24. 02. 2018 01:11

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Tröpfchen 338 24. 02. 2018 09:33

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Friday 515 26. 02. 2018 14:49

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A20213 408 24. 02. 2018 08:50

Re: Beziehungsposts unerwünscht?

Tröpfchen 307 24. 02. 2018 09:47

Bogen machen!

dry 299 24. 02. 2018 10:31

Re: Bogen machen!

Tröpfchen 323 24. 02. 2018 13:05

Re: Bogen machen!

Tröpfchen 316 24. 02. 2018 13:14

Re: @ Tröpfchen

Ver-rückt 418 24. 02. 2018 13:55

Re: @ Tröpfchen

kinswoman 436 24. 02. 2018 14:33

Re: @ Tröpfchen Nachtrag

kinswoman 310 24. 02. 2018 14:48

Re: @ Tröpfchen Nachtrag

Friday 256 26. 02. 2018 13:22

nicht aggressiv, sondern Schadenfreude!!!

dry 618 24. 02. 2018 15:14

Re: Beziehungsposts unerwünscht? @ A.

Antero 320 24. 02. 2018 11:11

Re: @ Tröpfchen

Ver-rückt 308 24. 02. 2018 13:26

Selbsterfüllende Prophezeiung

Heike 324 24. 02. 2018 16:39

Re: Beziehungsposts unerwünscht?

Caglar 354 24. 02. 2018 22:20

Re: Beziehungsposts unerwünscht?

nebulos 319 25. 02. 2018 01:15

Re: Beziehungsposts unerwünscht?

Caglar 345 25. 02. 2018 09:15

Re: Beziehungsposts unerwünscht?

nebulos 249 25. 02. 2018 10:26

Re: Beziehungsposts unerwünscht?

Aradia 317 25. 02. 2018 18:43

Re: Beziehungsposts unerwünscht?

Heike 244 25. 02. 2018 19:13

Re: Beziehungsposts unerwünscht?-Heike

Aradia 269 25. 02. 2018 19:23

Re: Beziehungsposts unerwünscht?-Heike

Heike 238 25. 02. 2018 21:21



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