Hallo mad-usa,
soviel ich mitbekommen habe, werden die "dämpfenden" bzw. Schlafanstoßende Antidepressiva für die Nacht gegeben, damit derjenige, der auf dieses Medikament anspricht schlafen kann. Ist weniger für den Tag geeignet.
Es kommt denke ich darauf an, wie schwer man Depressionen erlebt hat. Wenn man, wie ich, langanhaltende schwere depressive Krisen kennt, bei mir über Jahre hinweg, dann ist es denke ich leichter, bestimmte Risiken oder NW einzugehen. Wer vielleich nicht so sehr unter schweren Depri-Krisen leidet, der wird ggf, die Risiken und NW stärker betrachten und abwägen.
Ja, es wird mit Psychopharmaka Geld verdient, so wie eben auch mit Nahrungsergänzungsmittel, Homöopathie und vielem Anderen. Dennoch gibt es Menschen, die mit der Einnahme von Psychopharmaka überhaupt erst wieder ein einigermaßen stabiles Leben kennen gelernt haben. Auch da kommt es immer auf das Leid an, was jemand erfährt und ob jemand auf ein Medi gut regiert, bzw. die NW recht gering für jemanden sind.
Ich halte deshalb wenig davon, Medis pauschal in den Himmel zu loben, noch sie pauschal zu verteufeln. Für einige ist es ein Segen, für andere weniger. Medikamente kritisch zu betrachten und sie zu hinterfragen, ja immer, aber sie pauschal zu verteufeln, dass würde bedeuten, dass einige, wenn sie die Medis nicht hätten, ein Leben mit kaum Lebensqualität leben müssten.
Andere wiederum hatten unter Medis schwere NW und deshalb kaum Lebensqualität, das gibt es auch. Aber dieses Schwarz-Weiß-Denken bildet nie die Realität ab, statt ein entweder oder ist es eher ein sowohl als auch.
Viele Grüße Heike
PS: Ich war wegen dem Einschleichen meines ADs nicht in der Klinik, habe es ambulant durchgeführt, es standen mir liebe, empathische Menschen zur Seite, so habe ich diese Zeit gut überbrücken können und durch dieses Medi überhaupt wieder in ein Leben finden können, das den Namen auch wieder verdient.
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.02.18 02:09.