Hallo Zusammen,
ich bin auch eine Angehörige und möchte gern einmal was dazu sagen. Ich habe auch einen Partner, der ab und zu ein 'schwieriger Bipolarer' ist, wie es hier öfter genannt wird, wobei mir persönlich diese Bezeichnung überhaupt nicht gefällt.
Als damals die Diagnose gestellt wurde und er in die Klinik kam, hatte auch ich ein Gespräch mit seiner Ärztin. Erste Regel für Angehörige war, dass ich nicht versuchen soll, mit Logik an diese Sache heran zu gehen, da es keine Logik gibt. Ich soll nicht versuchen, sein Handeln in irgendeiner Form zu verstehen und ich muss den Wunsch, es verstehen zu können, ablegen. Und ich muss sagen, dieser Tipp war anfangs sehr schwierig für mich, aber im Nachhinein wirklich Gold wert. Ich habe ständig Dinge hinterfragt und gebeten, dass er dies und das und jenes anders machen oder direkt sein lassen soll. Da er aber selbst nicht versteht, warum er manche Dinge tut, warum er sich manchmal so und in der nächsten Minute wieder anders fühlt und dann auch dementsprechend anders handelt, war hier keine 'Besserung' zu erwarten.
Es hat nicht lange gedauert, da hat es Klick gemacht und die einzige Frage, die ich mir dann stellte, war, ob ich mit diesem Menschen zusammen leben kann und will. Es ging nicht mehr um dieses 'na wenn er dies anders macht und sich hier hingehend ändert, dann ist alles gut'. Nein, es ging nur um die Frage: 'Es ist so wie es ist und es wird sich wahrscheinlich nicht ändern, möchtest Du das?'
Und ich habe mich dafür entschieden. Und hier muss ich einmal Lichtblick zitieren:
Bipolare sind psychisch krank. Was aber mit diesen Frauen los ist, die
sich mit anerkannt bescheidenen Beziehungen abfinden wollen, weiß
ich nicht.
Bipolare sind krank, das stimmt. Aber ich würde nicht sagen, dass ich mich mit einer anerkannt bescheidenen Beziehung abgefunden habe. Ganz im Gegenteil. Ich bin mit einem Mann zusammen, mit dem ich eine wundervolle Beziehung führen kann. Wir reden sehr sehr viel über alles und gehen sehr offen mit diesem Thema um.
Manchmal, wenn er seine Stimmungsschwankungen hat, ist es sehr schwierig, aber haben gesunde Menschen das nicht?
Er muss jeden Tag Medikamente nehmen, öfter mal in die Klinik - das haben Krebspatienten auch...
Und wenn wir mal ehrlich sind... Wenn ich mit Jemandem zusammen komme, der älter als -sagen wir 25- ist, da macht es keinen Unterschied, ob er krank ist oder nicht. Jeder Mensch hat seine Macken und je älter wir werden, desto mehr halten wir an diesen Macken fest. Kein erwachsener Mensch lässt sich noch 'umpolen' zu jemand anderem. Entweder akzeptiere ich mein Gegenüber so wie es ist, oder ich muss es sein lassen. Bei bipolaren Menschen gibt es vielleicht etwas mehr zu akzeptieren, aber mir ist bisher nichts untergekommen, was schier inakzeptabel war oder worüber wir nicht reden konnten, um gemeinsam etwas daran zu ändern.
Und seit ich meinen Partner in Ruhe lasse und nicht mehr vor ihm stehe und ihm Löcher in den Bauch frage, warum er dies so tut und das dann wieder so und warum er nicht mal so und so macht, hat sich sein Verhalten mir gegenüber sehr verbessert. Ich lasse Dich in Ruhe und Du mich. Und unsere Beziehung ist alles andere als bescheiden.
Liebe Grüße