Hallo Kins,
ein spannendes Thema, das du aufmachst.
Allgemein gefasste Ursachen, Auslöser der BS hast du verlinkt. Es dient der Orientierung und regt an, selbst zu schauen in der Familiengeschichte, in den sozialen Bedingungen und vlt. auch ganz allgemein im "Zeitgeist".
Familiär liegen bei mir 2 Generationen dazwischen, vermutet - nicht als BS erwiesen. So gesehen hat es mich einfach erwischt als Einzige der Familie. Wie sagt man so schön: Eine Frage des Seins.
Für mich kein Pech, kein Schicksal und gleich gar nicht Strafe!
Vieles konnte ich mit den Jahren ergründen, mir erklären.
Habe ich Schuld am Ausbruch der Erkrankung? Nein.
Hat mein Vater Schuld an seinem frühen Tod? Nein.
Haben meine Eltern, Geschwister Schuld daran? Nein.
Gleichwohl hätte eine andere Kommunikationsstruktur unserer Familie vielleicht einiges abfedern können, wenn damals schon mit systhemischen Methoden gearbeitet worden wäre. Alles Konjunktiv!
Heute ist die Wissenschaft sehr viel weiter, aber ist sie nutzbar für alle?
Den Begriff Schuld betrachte ich seit wenigen Jahren etwas anders:
Natürlich kann ich Schuld haben an Dingen, die ich anderen (ganz weit gefasst) angetan habe.
Ich kann aber auch eine Schuld in mir haben, an ihr tragen, die Andere mir angetan haben und die ich nicht los-geworden bin. Manchen helfen dabei die verschiedensten Therapieformen, die wir kennen, um eine Lebensmöglichkeit damit zu erarbeiten.
Im alltäglichen Leben sagt jemand bei einem Versehen bis hin zu Verletzung oder Tötung, zumindest dann oft von den Anwälten angeregt: "Bitte entschuldigen Sie." zu den Opfern oder Hinterbliebenen. Das entspricht dann einem Eingestehen der Tat und Reue und Übernahme von Verantwortung dafür. Dann kann ein Opfer-Täter-Ausgleich verhandelt werden, die Schuld wird aussprechbar, sie kann beredet werden. Das Opfer kann ganz klassisch seine an ihm begangene Schuld abgeben und muss sie nicht im Inneren weiter rumoren und "eitern" lassen.
Leider ist es oft nicht so einfach und gleich gar nicht bei uns Bipo´s hier im Forum.
Wie ist das nun mit der Verantwortung für die Schuld, die ich habe, also die die ich selbst anderen angetan habe und die, die in mich hineingepfroft wurde ohne das ich sie loswerden kann?
Füge ich in einer Krankheitsphase (Manie z.B.) anderen Schaden zu, bin ich u.U. schuldunfähig. Das kann erstmal eine Erleichterung sein,damit brauche ich dann keine Verantwortung für mein Tun übernehmen.
Ich habe bei Beratungen oft aufgezeigt, dass es im eigenen Umgang mit der BS auf längere Sicht förderlich sein kann, soviel Verantwortung für das eigene Tun zu übernehmen, wie es möglich ist.
Meine Erfahrung ist: Je mehr Verantwortung ich für mein Tun wieder übernehmen kann, umso größer ist auch meine Selbstwirksamkeit.
Welche Verantwortung könnte es geben für die Schuld, die mir andere angetan haben. Stehen andere nicht dazu, kein Reden darüber, kein Opfer-Täter-Ausgleich, das Umfeld erleidet kollektive Amnesie? Was dann?
Welche Verantwortung obliegt mir dann? Wenigstens neutral darüber reden?
Auf einen guten Therapeuten hoffen?
Was für ein Glück, dasses dieses Forum gibt!
ähm......, Glück - was ist Glück?;)
LG
s.
