Hallo Juneee,
ich kenne dieses Gefühl der Ohnmacht. Es hilft alles nichts, du musst warten bis die Zwangseinweisung vollstreckt werden kann.
Die offizielle Diagnose meiner Mutter lautet paranoide Schizophrenie. Als Kind hatte ich die Ehre den gesamten Prozess von der Überbewertung bis zur Psychose und schließlich zur Zwangseinweisung miterleben zu dürfen und das mehr als einmal.
Mir selbst fällt es mit meinem heutigen Wissen schwer, die schizophrenen Psychosen meiner Mutter von einer ausgereiften psychotischen Manie zu unterscheiden. Laut Aussagen meines Vaters haben ihr auch einige ihrer Psychiater eine schizoaffektive Störung diagnostiziert. Auffallend war ihr Größenwahn, ihre unbändige Energie, ihre Furchtlosigkeit und ihre Feindseligkeit gegenüber Bekannten oder fremden Menschen - depressiv war sie jedoch nie.
Es fing meist an mit einem Beziehungswahn, der sich dann in einen Verfolgungswahn verlagerte. Zunächst hatte sie meist Angst, dann aber bald schon ein stark überhöhtes Selbstbewusstsein bis hin zum Größenwahn (z.B. glaubte sie die US Air Force unter Kontrolle zu haben, um die Terroristen um ihr Haus bekämpfen zu können. Dabei stand sie selbstverständlich fortwährend im persönlichen Kontakt mit dem amerikanischen Präsidenten).
Nachdem dann der Feind lokalisiert wurde (z.B. der Nachbar), ging sie in den Angriffsmodus über und attackierte ihr Ziel. Das war dann endlich der Moment in dem die Polizei wirken konnte und der Richter das Go für eine Zwangseinweisung gab.
Bis zur Zwangseinweisung kam es letztlich 4x. Immer stand eine Fremdgefährdung im Vordergrund. Warum man immer so lange warten muss, bis die Maßnahme vollstreckt werden kann habe ich bisher nie verstanden. Andererseits möchte man aber auch keinem Richter begegnen, der locker leicht aus der Hand eine solche Maßnahme freigibt.