Hallo Aroma,
ich finde einen Versuch ist es wert, toll dass dein Umfeld hinter dir steht. Ein Job kann auch Struktur und Halt geben und du hast ja erstmal eine Teilzeitstelle.
Vor allem gilt in der Probezeit: Auch du kannst einfach gehen, wenn es nicht passt. Mich hat dieser Gedanke sehr beruhigt, als ich vor drei Jahren meinen ersten Nebenjob neben dem Studium angenommen habe.
Also was soll passieren? Wenn du es nicht schaffst, kannst du in der Probezeit unkompliziert aufhören. Wenn du gekündigt wird, bist bei Status Quo, wäre auch nicht schlimm.
Ich wurde übrigens bei meinem ersten Nebenjob gekündigt und habe dadurch einen viel besseren gefunden ;-) - war also auch nicht schlimm! Ich finde, du bräuchtest einen Therapeuten der dir genau das vermittelt: Solange du nett zu dir bist, kann nicht so viel passieren. Selbst, wenn was in die Hose geht. Mein Therapeuthat mich damals aufgefangen und gemeint :
"Ist ja nicht so schlimm, Sie haben sich ja inzwischen sogar schon auf interessantere Stellen beworben. Vielleicht passt eine andere Tätigkeit einfach besser zu Ihnen?"
Meine Behandler haben zum Glück immer an mich geglaubt. Das war für mich ein guter Ausgleich, denn in meinem Umfeld wurde mir gerne prophezeit, dass ich dies und das nicht schaffen kann. Habe ich aber. Ich habe oft erst Bescheid gesagt, wenn ich schon was sicher hatte und angefangen habe, da konnte es im Vorhinein nicht so zeredet werden. Meine Eltern sind ja von ihrem Gemüt eher sehr pessimistisch.
Du kannst auf dich selbst aufpassen und du hast es in der Hand jeder Zeit die Reißleine zu ziehen in den ersten 6 Monaten. Also warum dann nicht versuchen? Ich finde es gut. Glaube an dich und sei nicht so streng zu dir, behalte diese Reißleine immer im Hinterkopf, das entlastet. Denn:
Es kann ja nicht viel passieren, wenn du jederzeit von jetzt auf gleich aufhören kannst! Du kannst aufhören, bevor deine Psyche verrückt spielt, wenn nötig.
Einen schwarzmalenden Therapeuten, der mich wegen einer neuen Arbeitsstelle in Teilzeit runterzieht und mir sagt ich schaffe es nicht, würde ich wechseln. Ich ertrage sowas nicht, denn schon in meinem Umfeld wurden mir immer, wenn ich was Neues machen wollte, alle möglichen Horrorszenarien aufgezählt. Meistens habe ich es aber geschafft und kein Horrorszenario ist eingetreten. Natürlich kann was schief gehen - aber hey, so ist das Leben. Mit der Einstellung dürften wir nicht mehr vor die Tür gehen - könnte ja was passieren! Jeder macht mal Fehler und jeder muss Dinge ausprobieren, um zu wissen wie es einem damit geht.
Ich bin heute sogar der Meinung, dass ein Faktor für das Auftreten der BS diese Schwarzmalerei und Fernhalten von möglichen Erfahrungen (auch Fehlern) war. Dadurch hatte ich keine Frustrationstoleranz und das Gefühl bei jedem kleinsten Fehler, den ich mache: die Welt geht unter. Oh Gott, ich habe einen Fehler gemacht...
Heute gestehe ich mir Fehler zu und bin seit Jahren recht stabil. Studiere und arbeite nebenbei, habe eine Beziehung und bin einfach zufrieden mit meinem Leben. Ich bin nicht mehr so streng zu mir. Und wenn ich einen Fehler mache, dann lerne ich halt daraus. Fertig.
5-mal bearbeitet. Zuletzt am 20.11.17 12:20.