Zwei neuere Studien aus Australien weisen dem Glutathion-Prekursor N-Acetylcystein
interessante therapeutische Möglichkeiten im Bereich psychiatrischer Störungen zu.
Im April 2008 publizierte ein Forscherteam um M. Berk und D.L. Copolov eine randomisierte
doppelblinde, plazebokontrollierte Untersuchung über den begleitenden Einsatz von N-Acetyl-
cystein (NAC) bei Schizophrenie (1), im Juni die Ergebnisse einer weiteren Studie, in der die
Wirkung von NAC auf die depressive Symptomatik von Patienten mit bipolaren Störungen
überprüft wurde (2).
NAC bei bipolaren Störungen
Hintergrund: Subsyndromale Depression ist ein
Hauptproblem bei bipolaren Störungen. Sowohl
die Depression als auch die bipolare Störung
werden verschärft durch die Depletierung von
Glutathion. Ausgangsüberlegung der Studie
war, dass NAC, ein sicherer und auch aus oraler
Gabe bioverfügbarer Prekursor von Glutathion,
die depressive Komponente bipolarer
Störungen verbessern könnte.
Methodik: Eine randomisierte, doppelblinde,
plazebokontrollierte Multicenter-Studie an 75
Personen mit bestehender bipolarer Störung
wurde durchgeführt. Es wurde über 24 Wochen
2x täglich 1 g NAC zusätzlich zur Medikation
gegeben, gefolgt von einer 4-wöchigen
Washout-Phase. Die Primärergebnisse bezogen
sich auf die Montgomery Asberg Depression
Rating Scale (MADRS) und den Abstand der
Stimmungswechsel. Sekundärergebnisse bezo-
gen sich auf die Bipolar Depression Rating
Scale sowie weitere elf Ratings im Zusam-
menhang mit dem klinischen Status, der
Lebensqualität und Funkion.
Ergebnisse: Die Supplementierung mit NAC
brachte eine signifikante Verbesserung bei
MADRS und bei den meisten Sekundär
ergebnissen. Bezogen auf die Global
Assessment of Functioning Scale und die Social
and Occupational Functioning Assessment
Scale zeigten sich bereits nach acht Wochen
Verbesserungen, auf MADRS bezogen nach 20
Wochen. Die Verbesserungen verschwanden
nach der Auswaschphase. Auf die Häufigkeit
der Stimmungswechsel hatte NAC keinen
Einfluss, auch in Bezug auf negative
Wirkungen gab es keinen Unterschied zur
Plazebogruppe. Die Wirksamkeit nach 24
Wochen NAC-Supplementierung war in Bezug
auf Verbesserung nach MADRS und für neun
der zwölf Sekundär-Ratings als mittel bis hoch
zu bezeichnen.
Schlussfolgerung: NAC zeigte sich als sichere
und wirksame Augmentationstherapie für die
depressive Symptomatik bei bipolaren
Störungen.
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 18.11.17 07:11.