Hallo Kinswoman,
so wie ich Dich verstanden habe, bist Du die Angehörige eines Bipolaren. Mutter?
Die Frage nach der Schuld... ein heikles Thema. Hier gibt es genauso viele Sichtweisen und Ansichten wie bei der Täter / Opfer Frage.
Ich verstehe, dass es für Außenstehende sehr befremdlich wirken muss, wenn aus dem ruhigen, liebevollen, aufgeweckten, immer freundlichen und lachenden Kind auf einmal das der alles vernichtende Wirbelsturm wird.
Du kannst mir glauben, niemand will das. Als Betroffener macht dich der Gedanke verrückt in die Psychopathen Ecke abgestempelt zu werden.
In meiner ersten Manie habe ich niemanden verletzt, kein Geld ausgegeben, keine wilden Party's gefeiert, keine Drogen genommen, hatte vorab eine sehr positive Einstellung zum Leben. Trotz vieler erlebter Traumata.
In meiner ersten Manie war ich auch noch nicht verheiratet und hatte keine Kinder.
Die dritte Manie kam
nach der Trennung von meiner Frau und dem damit verbundenen Verlust meiner Kinder. D.h. in der Phase meiner Ehe war ich absolut stabil. Habe noch die Altschulden meiner Frau abgetragen und eine Inso durchgestanden.
Meine eigene kleine Familie war der Ruhepol der mich über 10 Jahre ohne Episoden hat leben lassen.
Meine Kinder haben also nur den liebevollen Vater gesehen der 24h rund um die Uhr für die Kids da war. Und das vom ersten Atemzug an. Ich wollte nicht den gleichen Fehler machen wie meine Eltern.
Mich wundert es immer wieder, weshalb ich mich als Betroffener bei allen Leuten in meiner Umgebung entschuldigen soll.
Ich wollte nie krank werden, bin es aber, weil mein Körper einfach mal in den Streik gegangen ist. Der erste der es schafft durch richtiges Verhalten sein körpereigenen Botenstoffe zu kontrollieren darf mich gerne kontaktieren. Ich würde es sofort übernehmen.
Ich möchte Dir aber noch gerne ein Beispiel meiner Sichtweise mit an die Hand geben.
Stell Dir vor.. Eine Frau mit zwei kleinen Kinder fährt auf die Autobahn. Sie fährt nur einen Kleinwagen mit 60 PS. Nach ein paar Kilometern taucht vor ihr ein LKW auf. Die Frau beschleunigt auf 120 km/h, setzt vorschriftsmäßig den Blinker, überholt. Auf einmal tauchen hinter ihr 2 hellend gleißende Lichter auf. Der Fahrer hat's eilig und rückt der Frau mit 1,50 m Abstand auf den Pelz.
In Panik reist die Frau das Lenkrad herum und versucht auszuweichen. Ihr Auto bricht aus und landet in der Böschung. 3 glückliche Leben ausgelöscht in weniger als einer tausendstel Sekunde. Das Leben des Ehemannes der seine Familie verlor. Ausgelöscht.
Der Fahrer des drängelnden Fahrzeugs hat seine "Strafe" bekommen. Bewährung.
Nun die Frage: Wer hat Schuld? Jeder weiß doch sobald er seinen Führerschein macht (abhängig vom Verhalten) das die Autobahn gefährlich ist, oder? Die Fahrweise des Rasers (abhängig vom Verhalten)?
Ist es die Schuld der Frau gewesen, weil sie sich auf die Autobahn getraut hat?
Ist es die Schuld eines Bipolaren, weil er einfach nur lebt? Sein Verhalten nicht mehr steuern kann? Der Verstand aussetzt, weil er sich im körpereigenen Drogenrausch befindet?
Verstehen kann ich, aber nur wenn ich es selber erlebt habe.
Viele Grüße
AlterVatta
