Hallo Limo13,

wirklich gute Freunde hat man nur wenige im Leben. Die wahren Freunde stehen zu Dir in guten und in schlechten Zeiten.

Es gibt leider nur wenige Menschen, die auch nur ansatzweise die Empathie haben sich mit Deiner Erkrankung und Deinem Leben zu beschäftigen. Vielleicht hast Du in Deinem Umfeld auch schon die Erfahrung gemacht, dass selbst eng stehende Verwandte nicht in der Lage sind, Dir auch nur ansatzweise zu folgen.

Aber gerade für einen Bipolaren ist es sehr wichtig, eine vertraute Person zu finden, die den Prozess und die Ursachen für die Erkrankung kennen.

Ich habe nach meiner 4. manischen Attacke angefangen, mein Leben (49 Jahre), beginnend von der Kindheit Revue laufen zu lassen.

Und bin beruhigt... ich habe keine Persönlichkeitsstörung. Was ich habe ist ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, eine hohe Hilfsbereitschaft und Empathie. Von dem Hochsensibel einmal abgesehen... ;-) .

Es ist schon komisch irgendwie... Alle meine Manien entstanden erst nach der Trennung von aktuellen Beziehungen. Und leider ganz erschreckend war die Erkenntnis, dass es sich ausschließlich um Borderlinerinnen mit teilweise ausgeprägten narzistischen Zügen gehandelt hat. Also Persönlichkeiten die Dein Ego erst Idealisieren und anschließend Abwerten.

Dies führte bei mir dazu, dass mein eigenes Ego von außen zerstört wurde, durch eine Liebe, die keine echte Liebe war. Ich wurde nur als Objekt gebraucht.

Der Ausbruch der Manie war sozusagen mein innerer Schutzmechanismus, um mich aus der zerstörerischen Beziehung zu befreien.
Nach der Manie, mit ein wenig Abstand, ist aber der Schmerz endlich vorbei... der Kopf wieder klar und man fragt sich "Weshalb habe ich die ganzen Dramen meiner Dramaqueen so lange ausgehalten?"

Meine Strategie lautet nun:

- Ich trenne mich von allem, was mir schadet (Verwandten, Bekannten, angeblichen Freunden, Beziehungen, Job usw.)
- Ich pflege wieder mein eigenes Ego (bzw. baue mir ein Neues auf)
- Ich baue depressiven Phasen mit einer Langzeitmedikation vor und mache einfach das, worauf ich Lust habe... das kann auch mal das Gammeln im Bett sein ;-)
- Ich versuche jeden Tag mit meinen Sinnen zu genießen (und das ist der Riesenvorteil eines Bipolaren)
- Ich denke in Farben (schwarz - weiß gibt's nicht)
- Ich lasse mich nicht von Außen beeinflussen und lasse mich nicht terminlich unter Druck setzen

Und woran Du immer denken solltest... es trifft Dich keine Schuld für diese Krankheit... Deine Persönlichkeit ist einzigartig... Du bist diejenige die Farbe in die Welt bringt... es ist "nur" ein Spiel Deines Körpers im Stoffwechselprozess.

Gibt es vielleicht Düfte, Essen oder Musik die Dich positiv triggern können (also schöne Erinnerungen aufrufen)?

Bei mir ist es die Vanille oder Jasmin... dazu viel Schokolade, eine Banane und schöne Musik. ;-)

Ich denke, wenn Du Dein Ego wieder stabilisiert hast, wirst Du auch eine glückliche Beziehung führen und Kinder haben. Für mich war meine eigene kleine Familie (5 Jungs) eine Hilfe die Gefühlslage zu stabilisieren. Dieses Glück hat auch mein Leben fast 12 Jahre ohne Rückfall stabil gehalten.

Viele Grüße und zweifel nicht an Dir.. Alles wird gut !