Hallo ceily,
> es kommt auch darauf an, wer die Hinterbliebenen
> sind. Wenn es sich um die Eltern handelt ist es
> schlimm genug. Aber wenn man Kinder zurücklässt,
> ruiniert man deren Leben.
Das muss man auch differenzierter sehen, finde ich. Bei jungen Kindern
stimme ich dir zu, aber es ist ja auch ganz normal so, das Eltern vor den
Kindern sterben. Meine Eltern sind z.b. mittlerweile beide in den 70gern
und mein Vater hat mit Mitte 60 auch mal einen Versuch unternommen
(damals war seine 2te Frau gestorben). Ich hab ihn dann eine Zeitlang
zu mir genommen und wieder "aufgebaut". Er hat sie sehr geliebt und ist
seit dem ein einsamer gebrochener Mann (auch wenn er von außen
betrachtet ein gutes soziales Umfeld und genug Geld und so hat). Er hat
einfach die Lebensfreude verloren und wartet sozusagen nur noch aufs
tot umfallen. Ich kann/konnte ihn aber auch verstehen und wäre zwar
traurig aber ihm nicht böse gewesen, wenn es geklappt hätte. Und ich
weiß jetzt, wenn er denn mal stirbt, das er nicht ungern gegangen ist.
Es hätte auch nicht mein Leben ruiniert, ich stehe ja schon länger auch
ohne ihn im eigenen Leben.
Ich finde, der Tod wird viel zu sehr tabuisiert und viel zu wenig als normal
betrachtet. Die meisten Menschen sind bei dem Thema echte
Verdrängungsexperten, die es perfekt beherrschen, das Thema auszuklammern.
Ist evtl. auch eine Folge von "man stirbt eh ganz sicher", keine Ahnung.
Durch dieses "gesellschaftlich thematische Defizit" in dieser Sache ist das Leid
in meinen Augen erst richtig groß, denn da bricht durch den Tod dann aufmal
etwas ins Leben, mit dem man kaum bis keinen Umgang hat(te) und wo die einzige
"anerkannte" Reaktion darauf nur Trauer ist/sein darf. Und dieses Unbekannte
macht es ungemein schwerer, das Leid zu ertragen und einzuordnen. Für mich ist
es so, das wenn jemand stirbt (egal wo dran), hat er es "geschafft"und darf zur
nächsten "Stufe" (wo bei ich auch nicht weiß, ob es noch eine gibt nach dem Tod
hier in unserem irdischen Leben). Ich schrieb ja schon von Kulturen, die den
Tod feiern. Gibt auch welche, die haben die Knochen der Toten ganz normal mit
in der Wohnung und bei feierlichen Anlässen wird der Tote (seine Gebeine) mit an
den Tisch gesetzt und so. Die sind sozusagen trotz Tod immer und überall mit dabei.
Ich hab mich mal eine Zeit sehr für das Thema interessiert, wie andere Länder/Kulturen
damit umgehen. Und muss sagen, das die Art des Umgangs mit dem Tod, wie sie in
westlichen Ländern gepflegt wird, in meinen Augen eher ... hm .. realtitätsverweigernd
ist. Wir werden alle sterben, das ist sicher. Das einzig unsichere daran ist das wann und
wo. Die Natur zeigt uns eigentlich täglich,das dieses wann und wo jederzeit und überall
sein kann, aber hier in Europa (der westlichen Welt) meinen scheinbar alle, das nur der
natürliche Tod im hohen Alter schlafend im Bett normal und "ok" sei. In meinen Augen
Folge der fehlenden Auseinandersetzung mit dem Thema in der Gesellschaft.
> Die Kinder haben es sich
> nicht ausgesucht, auf die Welt zu kommen.
Es gibt ja auch viele die haben es sich nicht ausgesucht, Eltern zu werden ;) Ist ja nicht so,
das es nur die "wir wollen/planen ein Kind"-Eltern gibt. Die "Unfall-kinder" sind gar nicht mal
so wenige. ;)
Ich bin im Leben schon sehr oft mit dem Tod in Berührung gekommen, sei es durch eigene
Versuche oder durch "dabei sein", wenn jemand stirbt. Ich hab mehrere Menschen sterben
sehen, einige schon in jungen Jahren. Dieses "live dabei" hat in mir diese Prozesse des
sich mit dem Thema auseinander setzen angeschmissen und ich denke immer mal wieder
drüber nach. Dazu kommen dann meine eigenen Erfahrungen, neben den Versuchen bin ich
auch ungewollt schon mehrfach fast tot gewesen. Diese vielen Erlebnisse mit dem Tod haben
mit der Zeit in mir ein ganz anderes Verständnis von "Leben und Tod" hervorgerufen.
Ohne Tod gibt es kein Leben, es sind beides Seiten der selben Münze.
lg
zuma
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Wenn dich der Mut verlässt, gehste halt alleine weiter.
Und wenn du deinem Gefühl folgst, nimm deinen Verstand mit.
Wenn du nicht weißt, wohin du willst, ist es egal, welchen Weg du nimmst.
Wissen nutzt nur wenn man es anwendet.
Vielleicht wird alles vielleichter