Hi Kinswoman,
danke für deine ausführliche Antwort. Ich hab es wohl nicht so richtig gut rüber gebracht,
was ich sagen wollte. Jedenfalls wollte ich nur mal die "andere" Seite daneben stellen,
nicht als Kontra, sondern eher als "sowohl als auch". Eins ist jedenfalls sehr klar,
es bringt viel Leid, so eine Tat und es gibt dabei immer nur einen, der nicht (mehr) leidet
danach (zumindest nach irdischen Maßstäben).
Ich hab halt auch eine ganz andere Einstellung zum Tod. Weil ich eben schon mehrfach
so gut wie tot war, hat der den Schrecken für mich verloren. Schon in meiner Jugend,
nach dem 2ten Fast-Tod fing ich an, über Tod (und Leben) nachzudenken und tue das
seitdem immer wieder. Meine anfänglich auch "nur" aus Trauer bestehende Reaktion
darauf hat sich zu etwas anderem gewandelt. Für die meisten Menschen ist das Leben
das wertvollste, das es gibt. Das sehe ich nicht (mehr) so. Ich hab gewisse "Ansprüche"
ans Leben und dadurch auch so ein paar "Nogo-'s fürs weiterleben. Und wenn es zuviele
"Nogo's" werden, werde ich gehen, das steht für mich schon lange fest, völlig unabhängig
von Phasen ist da meine Meinung immer gleich.
Mich hat diese eigene "Freiheit" sehr befreit und entlastet. Wenn ich in einer Phase stecke,
nehme ich mich und meine Gedanken an den Suizid nicht ernst, da ich gelernt hab, das ich
dann einfach eine zu verzerrte Sicht auf die Realitäten hab. Ich hab gelernt, das es in der
Depression nur so düster aussieht, aber nicht so ist. Wie graues Regenwetter - sieht nur so
aus, nicht mal 10 km weiter oben scheint immer noch die Sonne genau wie vorher, man
sieht es nur nicht zur Zeit. So ist das für mich auch in Depressionen - alles sieht grau aus,
aber ich weiss, das dahinter das Leben ganz normal weiter geht, ich kann das dann nur
gerade nicht sehen.
Ich würde aber nicht einfach so gehen, sondern zuvor versuchen, den mich liebenden zu
erklären, warum ich gehen will und vor allem, das kein anderer "Schuld" ist oder sowas.
Dazu kommt bei mir auch eine gewisse Neugier, ob es danach wohl zu Ende ist oder in irgendeiner
Form weitergeht. In depressiven Phasen hoffe ich, das es nicht so ist, ansonsten glaub ich
aber eher, das irgendwas von einem bleibt, wahrscheinlich in einer ganz anderen Form, aber
das eigene Ich besteht eh nicht aus Materie sondern ist "nur" Geist (im Sinne von einer Form
von Energie, nicht mehr, nicht weniger).
Es gibt Kulturen, da wird der Tod gefeiert, da wird gesungen und getanzt und alle sind fröhlich.
Für die meisten Menschen hier in Europa unvorstellbar und befremdend. Aber deren Kultur ist
da eben eine ganz andere, da ist der Tod ein ganz normaler Teil des Lebens, diese Art von
Umgang wird in der westlichen Welt durch die Tabuisierung leider sehr verhindert. Ich glaube,
wenn tabuloser über den Tod gesprochen würde, wäre die Angst davor deutlich kleiner. Und
evtl. würde es auch so manchen Suizid weniger geben, wenn es einen offeneren Umgang mit
dem Tod in der Gesellschaft gäbe.
lg
zuma
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Wenn dich der Mut verlässt, gehste halt alleine weiter.
Und wenn du deinem Gefühl folgst, nimm deinen Verstand mit.
Wenn du nicht weißt, wohin du willst, ist es egal, welchen Weg du nimmst.
Wissen nutzt nur wenn man es anwendet.
Vielleicht wird alles vielleichter