Hallo Mitleidende,
vor knapp 3 Monaten bemerkte ich bei mir so ein seltsames Gefühl. Zum Beispiel bei Übungsklausuren, bei denen es wirklich um nichts ging, das ich regelrecht Schweißausbrüche bekam und ich zu mir selbst ständig gebetsmühlenartig sagte:"Ich kann nicht mehr... ich kann einfach nicht mehr." Seit dem bestehe ich die Klausuren auch kaum noch, obwohl es davor eigentlich immer gut ging und ich auch gerne Klausuren zum Üben schreibe. Es ist so ein ganz seltsames Gefühl, als würde sich meine Seele immer weiter aufzehren. Ich bekam regelrecht ein Brechreiz, wenn ich noch eine schreiben musste, aber ich tat es mir natürlich an. Jedenfalls dachte ich dann, dass ich vielleicht einfach erschöpft sei und ich mich nur erholen müsse. Also machte ich 3 Wochen Urlaub. Doch es wurde gar nicht besser. Dann danach dachte ich, dass ich mich einfach mehr anstrengen müsse, also gab ich im Unterricht Gas, aber das hat auch gar nicht geholfen. Auch das Mehr-Lernen für das Examen half nicht. Ich habe auch mehr Sport gemacht und mich gesünder ernährt.
Ich schob es deswegen auch auf das Lithium, was es im Endeffekt auch nicht war. Daher auch der Thread. Ich bin auch wirklich nicht depressiv. Mir geht es gut. Ich gehe normal Schlafen und komme gut aus dem Bett und habe auch sonst keine negativen Gedanken. Das 2. Examen ist für mich jetzt auch nicht das große Problem, da mir bewusst ist, dass ich da über meine Verhältnisse lebe, also einen großen Kopf mache ich mir da eigentlich nicht. Ich muss noch einiges Lernen, um nicht komplett unterzugehen, aber es ist jetzt für mich kein Lebenswunsch Rechtsanwalt zu werden und wenn es nicht klappt, dann habe ich einen Plan B.
Jedenfalls habe ich dann gestern Abend über mein Problem und dieses seltsame Gefühl nachgedacht, was mich so sehr blockiert, dass eigentlich gar nichts mehr in der Arbeit funktioniert und dann ist mir Burnout in den Sinn gekommen, dass ich einfach statt seelisch ausgezehrt, seelisch ausgebrannt bin und dann habe ich mal den Begriff nachgeschlagen. Bipolare Störer haben ja vereinfacht gesagt ein Problem mit Stress. Wenn ich jetzt ein Stein wäre und das Referendariat ein Tropfen. Dann wird der Stein durch ständigen Unterricht, ständig etwas sagen zu müssen, die vielen Klausuren schreiben, die Stationsarbeit über 20 Monate permanent und stetig ausgehöhlt bis es nicht mehr geht und vielleicht ist das jetzt der Fall. Vielleicht ist jetzt dieser Zustand bei mir erreicht. Also des seelischen Einbruchs. Im ersten Examen, während der Uni, da bin ich einfach nicht mehr hingegangen, wenn ich nicht mehr konnte. Hier musste ich ständig hin und habe mich nicht krank schreiben lassen, wenn es mir zu viel wurde. Das war wahrscheinlich ein Fehler, den ich jetzt bezahle.
Jedenfalls ist in 40 Tagen Examen und ich frage mich, könnt ihr euch diese Bipolare Störung in Kombination mit einem Burnout vorstellen oder ist das abwegig?
Kann mir jetzt überhaupt noch ein Arzt helfen? Eine Krankschreibung ist schwierig, da ich für die Prüfung zum Amtsarzt müsste. Jedenfalls habe ich jetzt umgestellt, die letzten Unterrichtseinheiten sind freiwillig. Da gehe ich nicht mehr hin. Ich kann sowieso nicht so lange zuhören und verstehe meistens nur Bahnhof. Den Anwaltstag muss ich wohl aussitzen/Überstehen. Aber sonst versuche ich jetzt einen guten Tagesrhythmus zu finden, noch etwas zu lernen und mich vom Stress fernzuhalten. Ich hoffe, dass ich irgendwie dieses Gefühl der Abgeschlagenheit loswerde.
Sorry für den langen Text, aber es lag mir irgendwie auf der Seele.
