Hallo Nicole,

danke für deine offene Schilderung.
Bei mir ist es doch noch ganz anders, und durch deine ehrlichen Worte weiß ich erst einmal,
wie gut ich es letztendlich doch mit meiner Mutter und meinem Bruder getroffen habe.
Beide sind liebevoll sowie liebenswert, und mein Wohl, meine seelische
Gesundheit liegen ihnen schon sehr am Herzen.
Ich bin nur immer noch mehr bei ihren als bei meinen Bedürfnissen, und zeige mich nicht
so verletzlich wie ich es nun einmal bin.
So verkennen sie mich, und dazu sind sie beide nicht die stärksten Menschen.
In meiner heftigsten Manie habe ich meinen Bruder aus meiner Wohnung geworfen,
weil er verbal völlig versagte und mich dadurch noch mehr schwächte.
Ich benötigte Liebe und er meinte lediglich, ich hätte ein Problem, da ich bereits 3 Tage bei meinem Arbeitgeber unentschuldigt fehlen würde.
Hierzu muss ich erwähnen, dass er durch mich, bei meinem sehr erfolgreichen Arbeitgeber, seine Anstellung bekommen hat und ich , im Gegensatz zu ihm früher, extremst verantwortungvoll war und bin.
Mit meinem Arbeitgeber hatte ich damals abgeschlossen, sowie ich mit meinem ganzen Leben abgeschlossen hatte...
Mein Schreibtisch war sauber und ein für mich wichtiges Gespräch, hatte ich noch mit einer Führungskraft geführt.
Die damaligen Worte meines Bruders und der Versuch mich dadurch zu retten, waren für mich wie im schlechten Film.
Ich habe ihm damals ziemlich brutal ver-rückt, versucht verstehen zu geben, dass er endlich erwachsen werden solle.
Er ist knapp 2 Jahre älter als ich, und war trotzdem stets mein "kleiner" Bruder, weil ich auch unbewusst die Rolle der großen Schwester akzeptierte.
Meine Mutter ist meiner Meinung nach traumatisiert, was ich auch aufgrund ihrer Kindheit auch gut nachvollziehen kann.
Dadurch hat sie kein Urvertrauen, und daraus resultierend auch kein Vertrauen zu ihren Liebsten.
Sie hat mich dadurch sehr lange Zeit unbewusst geschwächt und mich mit ihrer Angst, Dünnhäutigkeit sowie Kontrolle, im wahrsten Sinne des Wortes, regelrecht krank gemacht.
Deshalb dachte ich schon Mal an eine größere Entfernung zwischen uns.
Ich weiß, dass ich mein Potenzial lange Zeit nicht entfalten konnte, weil ich aufgrund ihrer Angst eine mir nicht entsprechende Ausbildung gemacht habe, um sie finanziell unterstützen zu können.
Es ist nicht einfach ausgerechnet das tun zu müssen, dass Du am wenigsten kannst.
Aber heute ist alles gut, und ich bin dankbar mein Lebensunterhalt relativ einfach bestreiten zu können.
Damals in der oben erwähnten Manie wollte ich, dass meine Mutter nach Kanada auswandert,
oder noch weiter, und ich behauptete, dass sie mir ganz viel Geld schulde, was überhaupt nicht stimmte.
Ich meinte im Unbewussten, um welche Möglichkeiten sie mich gebracht hat.
Heute denke ich, dass jeder in unserer Familie versucht hat sein Bestes zu geben.
In meinen Manien,war immer trotz der schlimmen Außendarstellung, etwas wahres dran.
Ich habe zuvor immer versucht alles so lange zu ertragen, bis es wirklich nicht mehr ging.
Dann brach ich aus, unerwartet und überhaupt nicht wieder zu erkennen.
Bei mir hatte es stets mit zu viel Verantwortungsgefühl und zu viel Liebe für die anderen zu tun; beides fehlte mir für mich.
Ich war immer in der Angst nicht gut genug zu sein, aber auch das ist vorbei.

Liebe Grüße

Petra