Moin, meine Erinnerungen an die erste bewußte Manie sehen so aus :
Die erste Woche des neuen Studiums begann für mich mit viel Enthusiasmus und mündete in voller Zuversicht für
die Zukunft. Die Leichtigkeit dieser Frohnatur war mir neu und begleitete mich erst seit nicht allzu langer Zeit.
Wenn ich mich unter die Menschen begab, stand mir mein frisches Glück buchstäblich ins Gesicht gezimmert. Im
Innern meiner Brust, wo angeblich der Sitz der Seele platziert ist, verspürte ich ein sinnlich- himmlisches Gefühl,
das auf den ganzen Körper ausstrahlte. In dieser neuen Wohlfühlsituation würde ich am liebsten jeden Passanten
an meiner Euphorie teilhaben lassen, um womöglich die ganze Menschheit mit ihr anzustecken. Auch auf die
Gefahr hin, als verrückt abgestempelt zu werden. Doch so weit war es noch lange nicht. Ich war felsenfest davon
überzeugt, dass dieses ekstatische Gefühl mich nie wieder verlassen würde. Auch hier sollte ich später eines
Besseren belehrt werden.
Der Frühling dieses Jahres war außergewöhnlich sonnig und warm. Ich war auf dem Heimweg vom S-Bahnhof,
als mir eine Idee nach der anderen in den Kopf schoss, was ich noch so alles unterwegs unternehmen könnte,
um mir das Dasein noch mehr zu versüßen. Ich beschloss eine in der Nähe gelegene Eisdiele anzusteuern. Das
Personal - bestehend aus zwei Damen und einem jungen Mann hatte viel zu tun. Als ich an der Reihe war,
bestellte ich zwei Kugeln und habe die Eiswaffel mit einem hingebungsvollen „Wooow...“, von der um die vierzig
Jahre jungen Frau dankend entgegen genommen. Mein Blick zerschmolz an ihrer Silhouette, wobei ich mit
schielenden Augen, passend zu meiner unbeholfenen Grimasse- vor der Theke in die Knie ging. Ihr
warmherziges Lächeln, das sie mir entgegen brachte zeigte, dass das Kompliment angekommen ist. (.... )
Aus dem Buch : " Manie und Depression- Die Hölle im Paradies "
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 30.12.18 20:23.