Hallo Annika,
zu deinen Fragen:
Die Schätzungen ergeben sich aus mehreren Quellen: Statistiken aus Krankenhäusern (nicht nur Psychiatrien),
Studien (z.B Die große Züricher Kohortenstudie von Jules Angst), Zahlen des statistischen Bundesamtes und
Statistiken von Krankenkassen.
Die restlichen 80% werden oft wegen einer Suchterkrankung behandelt ohne dass die bipolare Störung darunter erkannt wird, oder lebt ohne Medis mehr oder minder gut, mit mehr oder weniger Schwierigkeiten, oder wird Künstler ;) oder werden Alkohol- oder Drogenabhängig ohne Behandlung, eine nicht unerhebliche Zahl wird falsch diagnostiziert (Schizophrenie oder rezedivierende Depressionen) oder leben als Sonderlinge manchmal recht gut ;)
Da man bei der bipolaren Störung nichts messen kann, und so die Einschätzung der Schwere eine sehr subjektive des Erkrankten oder seines Arztes/Umfeldes ist kann man das nicht sagen. Ich persönlich würde davon abraten einen persönlichen Verdienst in der mehr oder weniger gelungenen Bewältigung der Erkrankung zu sehen. Jeder hat andere Voraussetzungen, der eine Bessere, der andere Schlechtere. Jeder Fortschritt, egal wie klein er erscheinen mag, ist ein Sieg.
Zu deiner biochemischen Frage: Damit ich dir jetzt nicht eine Vorlesung über Stoffwechselwege und Transmitter halten muss, versuche ich es mit einem Bild.
Stell dir vor du hast einen Springbrunnen, zu oberst Neptun, dann viele Stufen, die ringsum erst in gleiche, später in verschiedene Becken ergießen. Und unten statt einem großen Sammelbeckens viel verschiedene kleine Ausgänge aus den verschiedenen kleineren Becken.
Neptun stellt den Zellkern und das Erbgut dar, das Wasser sind die Stoffwechselwege und unten die kleinen Ausgänge repräsentieren die Wirkorte der Stoffwechselprodukte ( z.B. der Transmitter).
Je höher in dem Springbrunnen du nun rote Farbe gießt (eine Medikament wirkt) umso mehr kleine Ausgänge (Transmitter) sind betroffen und speien rotes Wasser.
Die kleinen Becken repräsentieren dagegen Fließgleichgewichte, die wiederum auch von der roten Farbe betroffen sind, in ihnen mischt sich das ganze sozusagen, sprich es wird ein Gleichgewicht sowohl nach oben wie nach unten hergestellt
Ich hoffe das war jetzt nicht eine zu niedriges Niveau für dich, da ich weiß, dass du ja gerne Studien liest.
LG Anne