Hallo,
ich glaube nicht das man psychische Erkrankungen mit Stoffwechselstörungen oder Autoimmunerkrankungen vergleichen kann.
Bei einer körperlichen Störung z.b der Diabetes ist ja eigentlich nur ein Organ, in diesem Fall die Bauchspeicheldrüse, betroffen.
Bei einer psychischen Erkrankung ist aber unser Gehirn erkrankt, ein hochkomplexes Organ das meiner Meinung nach noch nicht mal ansatzweise erforscht ist.
In der Natur gibt es nichts vergleichbares, das menschliche Gehirn ist einzigartig in seinen Fähigkeiten.
Genau darin liegt meiner Ansicht nach auch das Problem, denn etwas derart komplexes ist auch sehr anfällig für irgendwelche Störungen.
Millionen von Nervenzellen, Neuronen, Synapsen... ich glaube schon die kleinste Störung oder das kleinste Ungleichgewicht kann katastrophale Auswirkungen auf die Funktionen des Gehirns haben.
Natürlich spielen negative Erfahrungen oder Traumen im Leben auch eine grosse Rolle.
Wer nur Gewalt und Misshandlung erlebt hat "kann" sich ja garnicht normal entwickeln. Das hinterlässt alles Spuren im Gehirn die unauslöschbar sind, sowas kann man nicht "wegtherapieren".
Ich bin kein Fan der Pharmaindustrie aber es gibt Störungen die kann man nur medikamentös behandeln um schlimmeres zu vermeiden. Eine akute Psychose oder Manie mit Bachblüten zu behandeln wäre grob fahrlässig, da hilft nur noch die chemische Keule.
Eine Ärztin sagte mal zu mir dass man derartige psychische Erkrankungen nicht heilen kann sondern nur "einschläfern".
Man stellt sie quasi ruhig aber sie sind immer noch da.
Natürlich kann man auch selbst etwas zur Genesung beitragen und Stressfaktoren vermeiden, ausreichend schlafen, gesunde Ernährung usw. damit kann man die Erkrankung ein wenig positiv beeinflussen aber natürlich nicht ganz heilen.
Es kommt natürlich auch auf die eigene Einstellung an, akzeptiert man die Erkrankung, hat man eine Krankheitseinsicht oder nicht. Wenn ein Diabetiker nicht auf seine Ernährung achtet und hemmungslos schlemmt wird die Krankheit voll ausbrechen und im schlimmsten Fall zum Tode führen. Wenn ein psychisch kranker Mensch nicht auf seinen Lebenstil achtet (Stress usw) oder Frühwarnsymptome nicht beachtet wird die Erkrankung voll zum Ausbruch kommen, sehr oft mit schlimmen Folgen.
Selbstverständlich ist der Leidensdruck bei psychischen Erkrankungen viel höher als wie beispielsweise der Diabetes. Die Diabetes betrifft nur die Ernährungsweise, die psychische Erkrankung hingegen betrifft den ganzen "Gefühlsbereich".
Das kann man eigentlich garnicht miteinander vergleichen.
Es schränkt meine Lebensqualität nicht besonders ein ob ich weniger Schokolade essen darf, es schränkt mich aber sehr wohl ein wenn ich immer deprimiert bin oder ein wahnhaftes Erleben habe.
LG