Kinswoman, es reicht. Das ist Mobbing. Reisst euch mal zusammen.
A hat eine Realität und die hat mit ihrem Leben zu tun, das ihr nicht kennt.
Ihr habt einen psychisch kranken Angehörigen, das ist nicht einfach. Aber ihr tut so, als sei es das allerschlimmste, was einem im Leben passieren kann. Was hat das mit A zu tun? Ihr seid einfach nur verbittert und könnt keinen ertragen, bei dem es besser läuft als bei euren Betroffenen.
Mein Mann ist Dialysepatient, ich bin Angehörige. Wie einfach denkt ihr, ist das? Es schränkt mich in allem möglichen ein und es gibt nichts, was ihn gesund macht, wir können nur hoffen, dass er endlich eine Niere bekommt und die dann auch behält. Und auch dann wird er mein Leben einschränken. Ich ertrage seine Launen, ich nehme in Kauf, dass wir finanziell eingeschränkt sind, weil er nur wenig arbeiten kann, ich ertrage, dass ich mich regelmäßig vor dem Jobcenter nackig machen muss, als wären wir Betrüger, ich nehme in Kauf, dass wir jeden Urlaub Wochen im Voraus planen müssen und uns nicht aussuchen können, wo wir hinfahren, wir können deshalb keine Kinder bekommen, zwei Kinderwunschbehandlungen wurden zur Katastrophe, weil er im entscheidenden Moment am Shunt operiert werden musste, ich muss zusehen, wie es ihm peu à peu immer schlechter geht, es gibt bei uns zu Hause keine Bananen, keine Kartoffeln, keine Tomaten, manchmal muss er jeden Tag kotzen und wir wissen nicht, warum. Ich kann ihm mit nichts, aber auch gar nichts helfen, ich versuche, sein Heimweh zu lindern, indem ich im Internet für 200 Euro afrikanische Säfte aus der Schweiz bestelle, in unserer Urlaubswoche muss er jeden Tag um halbfünf aufstehen, damit er vormittags zur Dialyse kann und wenn ich Pech hab, muss er sich danach den Nachmittag zum Schlafen hinlegen, ich hab bei jedem Schnupfen, den er hat, Angst, dass jetzt der Anruf kommt und er dann nicht transplantabel ist und weiter warten muss, er nimmt Medikamente, die die Knochen kaputt machen, wie ich die Wohnung für die ersten Monate nach der OP keimfrei halten soll, weiss ich bis jetzt nicht (ich verlass mich einfach drauf, dass ich die Kraft dann schon hab), ich bin ständig dabei, sein Selbstbewusstsein aufrecht zu erhalten, ich baue ihn wieder auf, wenn er mal wieder in irgendeiner sinnlosen Massnahme vom Jobcenter von zahnlosen Säufern mit rechtem Hintergrund gemobbt wird, ich musste erleben, wie er im Pflegebereich grundsätzlich gemobbt wurde, egal wie sehr ihn die Patienten mochten. Und das halte ich seit neun Jahren aus und es würde mir im Traum nicht einfallen, rumzujammern, weil es so ist wie es ist und er derjenige ist, der die Krankheit und die Hautfarbe hat. Und wenn er eines Tages sagen würde, er buche jetzt nen Flug nach Afrika und wolle dort sterben, weil er die Schnauze voll hat... was könnte ich tun?
Angehörige Experten für die bipolare Erkrankung? Ähm, nein. Ganz bestimmt nicht. Nicht für meine bipolare Erkrankung und nicht für die von irgendeinem anderen Betroffenen. Genausowenig wie ich Expertin für das Nierenversagen meines Mannes bin, ich fände es anmaßend, mir einzubilden, ich wüsste, was das beste für ihn sei. Ihr könnt Lehrbücher lesen so viele ihr wollt, das ist für die Erkrankung des Betroffenen irrelevant. Lest Lehrbücher für das bessere Verständnis, aber mehr ist nicht drin.
Dafür, dass eure Betroffenen nicht einsichtig sind, kann hier keiner was. Die lesen ja noch nicht mal hier.
Aber wir sollen nicht schreiben dürfen, dass wir mit weniger bis keinen Medis auskommen und andere Strategien gefunden haben, weil eure Betroffenen nicht einsichtig sind. Wie denkt ihr eigentlich über Betroffene, frag ich mich, wenn ihr allen Ernstes glaubt, dass jemand, der gut eingestellt ist, seine Medikamente absetzt, weil ich hier reinschreibe, dass ich keine nehme? Sind die Betroffenen alle unmündige, geistig minderbemittelte Vollidioten, die nichts anderes im Sinn haben, als auf Kosten von Angehörigen eine der schwersten Krankheiten, die es gibt, auszuleben? Sind eure Betroffenen schuld? Sind sie etwa erkrankt, um euch das Leben schwer zu machen? Sind sie uneinsichtig, weil sie es sich ausgesucht haben?
Ich finde diese verbitterten Beiträge von (Ex-)Angehörigen genauso schlimm wie die Beiträge von frischverlassenen Kurzzeitbeziehungen.
Und nochmal: wenn hier jemand fragt, ob man ohne Medikamente leben kann. Dann soll ich hier nicht schreiben dürfen, dass es bei mir bis auf eine minimale Akutmedikation klappt? Weil es euch nicht in den Kram passt? Weil eure Betroffenen das nicht wissen dürfen? Weil die eurer Meinung nach lebenslang welche nehmen sollen? Weil ihr denkt, dann werde alles gut?
Es würde mich wirklich mal interessieren, wieviele von denen, die mit minimaler Dosis auskommen, noch arbeiten und wieviele von denen, die behaupten, ihre Medikation sei perfekt, als erwerbsunfähig in Rente sind.
Du hast mir mal vorgeworfen, ich solle von meinem "ich bin bipolar und schaffe trotzdem einen hammerharten Job" runterkommen. Wie bitte? Ich schaff den Job bis heute und er ist das beste, was mir passiert ist. Weil ich erst gar nicht auf die Schiene, "ich traue und mute mir besser gar nichts mehr zu, weil ich bipolar bin und gar nicht weiss, was gut für mich ist, das weiss nur der Arzt und ich schlucke alles, was er mir gibt, egal, wie beschissen es mir damit geht" gekommen bin.
Meine Angehörigen interessieren sich nen Scheiss für meine Erkrankung, ich muss mich selber drum kümmern. Und die Bipoambulanz sagt, so lange ich keine Medis nehme, verdienen sie nichts an mir, also soll ich mich verpissen.
Mein Kollege hat alles Verständnis der Angehörigen. Die Schwester ist Psychologin, sein Schwager beschäftigt ihn weiter, wenn er in der geschlossenen landet, wird seine Bude aufgeräumt, wenn er wiederkommt, klopfen ihm alle auf die Schulter, es wird immer fein drauf geachtet, dass er sich ja nicht überarbeitet, ach, er ist ja so krank, er hat einen Betreuer, damit er seinen Papierkram gebacken kriegt, wir sagen ihm, wann er zum Friseur muss, inzwischen wird ihm gesagt, wann er duschen gehen soll. Er hat alles, wovon ihr Angehörigen der Meinung seit, dass es helfe. Sanften Druck, positive Unterstützung, Verständnis, Nachsicht... und ist Drehtürpatient. Jedes Jahr ein paar Wochen mehr. Bravo. Streng nach Lehrbuch.
Und irgendwann wird sein Schwager ihm dann doch kündigen und noch Jahre später wird man davon reden, wie krass das mit dem war, wie uneinsichtig er war, wie beratungsresistent, wie er dem Unternehmen geschadet hat... da hat man doch alles für ihn getan und dieser undankbare Tropf nimmt es sich raus, trotzdem wieder eine Depression zu bekommen.
Ich war mal in einem ADHS-Forum. Dort ist es so geregelt, dass Angehörige einen eigenen Bereich haben und nur in dem dürfen sie schreiben. Außerdem gibt es einen Hinweis, dass Beiträge à la "mein (Ex-)Partner hat mir soviel angetan mit seiner Krankheit" nicht erwünscht sind.
Würde ich mir hier auch wünschen.
Hier
Sumosimi
Taat du nee borom djogol, so djoge mu topola.