Inneres Wachstum

06. 08. 2017 12:44
Hallo,

inspiriert durch ein Statement hier im Forum, welches zu verstehen gibt, dass man auch aneinander wachsen kann, reflektierte ich nochmal generell über die Entwicklung insgesamt.

Wachsen durch die Krisen-Erfahrung oder trotz Depression und Manie oder wegen ihr oder gezwunger Maßen?

Wenn ich daran denke, wie ich vor meiner Diagnose war, was da für Werte standen, wie ich Beziehungen gestaltete, hat sich doch vieles in mir geändert.

Aber auch in der Rückschau auf die Erkrankung selbst, erkenne ich, was sich da auf den einzelnen Etappen verändert hat. War da am Anfang teils Unverständnis in mir, Irritationen, das Gefühl von "Ende der Fahnenstange" und wenig Vorstellungskraft von Zukunft, so hat sich dass im Laufe der Zeit verändert, langsam, mit Rückschritten, aber doch kontinuierlich.

Bestimmte vorher das "Kranksein" meine Gedanken und kreiste eigentlich alles sich um diesen Mittelpunkt, so ist es heute anders. Ich habe immer mehr akzeptieren können, dass ich Grenzen habe, auch wenn es mir gelegentlich nochmal passiert, über dieses "Los" zu schimpfen, gehört vielleicht auch dazu, vielleicht auch ein Motor, um sich weiter zu entwickeln.

Nachdem ich die Phasen der Depression als ein Teil von mir anerkenne, kann ich mich wieder mehr mit dem Leben beschäftigen. Mir ist klar geworden, sie ist nur ein Teil von mir, aber ich bin weit mehr als diese Diagnose. Dadurch bin ich ein Stück weit nachsichtiger geworden mit mir.

Erkenntnisse, die mir auch durch meine Erkrankungsphasen erst bewusst wurden oder eher bewusst gemacht wurden, hätte ich vielleicht ohne sie so in der Form ggf. nicht gehabt? Die Depression lähmt mich, macht mich vollkommen unzulänglich, alles bleibt liegen und gerade die Werte von "Leistung", "keine Fehler machen dürfen" und noch so einige andere Vorstellungen vom "guten Leben" geraten da völlig aus dem Ruder.

Dann langsam zu erkennen, dass ich als Mensch auch dann wertvoll bin oder mich so fühlen darf, auch wenn ich diesen Ansprüchen nicht genüge und zu entlarven, dass vielleicht nicht ich "falsch oder verkehrt" bin, sondern ggf. die vermeintlichen gesellschaftlichen Ansprüche, war bzw. ist erleichternd für mich. Obwohl ich für dieses Selbstverständnis immer mal wieder mit mir und auch mit meiner Umwelt ringen muss.

Wie in einem anderen Threat hier schon von anderen aufgeführt, habe ich auch gerade von denen gelernt (oder besser an ihnen gelernt), die im völligem Widerspruch zu mir und meinem Denken standen. Ich glaube Wachstum ist auch dadurch möglich, dass es Widerspruch gibt und man dadurch gezwungen ist, sich entweder zu positionieren oder aber sich selbst zu hinterfragen oder noch besser beides in einem.

So, dass war das Wort zum Sonntag ;-)

Viele Grüße Heike

------------------ Signatur --------------------------

Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.

"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).



2-mal bearbeitet. Zuletzt am 06.08.17 12:48.
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