Guten Abend.

Ich habe spätestens seit meiner Reha (7 Wochen in der psychosomatischen im letzten Sommer) einige Aha! Erkenntnisse in mein Leben aufgenommen. Klar, ich muss manchmal auch Dampf kurz und gezielt ablassen, dann haue ich unbemerkt einen kurzen Spruch raus und gut ist.

Dort jedoch ( ich rauche immer noch) blieb mir eine immense Zeit in der Raucherecke und auch bei den Gruppengesprächsterminen, hinzuhören. Wir hatten auch den einen Teilnehmer, der sich wirklich zu Anfang jeder Stunde massiv über etwas beschwerte, eben weil es ihn tatsächlich aufregte. Das Essen, die Unterkunft, der Zimmernachbar, oder oder oder...Jetzt folgt das Leben ja dem, dass man nur, wenn man eine Botschaft auch tatsächlich demgegenüber absetzt, von dem man etwas erwartet, Änderung in der einen Sache bewirken kann.

Kann, aber nicht (!) verlangen kann.

Der andere darf es anders sehen und "das Geschenk" der Kritik auch ablehnen. Man kann anderen so gar nicht vorschreiben, wie sie etwas zu sehen haben. Groll auf etwas zu haben, negativem auch nur eine Sekunde mehr Bedeutung zuzumessen, ist Sinn-frei.
(Sich konstruktiv für Änderungen im Klinikablauf o.ä., im Sozialwesen oder auch der Ortspolitik zu engagieren wiederum nicht)


Also hätte der Groll ihm gut getan ( im Sinne von Kurz Dampf ablassen,, sich behaupten, seine Meinung zu vertreten ohne direkte Erwartungshaltung gegenüber dem Kritisierten... ) dann hätte er an dem , was ihn ärgerte Kritik geübt und dann es abgehakt.

Das war ihm aber irgendwie verwehrt, also verlangte es ihn, bei uns sich quasi die Zustimmung für seine Ansicht abzuholen, die er so von dem Kritisierten nicht bekam, oder nicht aus seiner Sicht angemessen bekam. Das aber oft, weil es eigentliche Lappalien waren, die ihn da auf die Palme brachten und der andere, ihn nicht kennend, eben nicht erkennen konnte, wie wichtig ihm das war. Aber auch wenn sich derjenige entschuldigte, es reichte ihm nicht aus. ( Hätte es je reichen können ?)

wohl nicht, weil alte andere Wunden durch etwas völlig "Nebensächliches" aufgerissen scheinen. ( z.B. man fühlte sich in der Vergangenheit von Kollegen übergangen oder man erinnert sich irgendwie an den Vater, der einen nie für voll nahm-- sowas spielt da plötzlich mit rein, hat da aber gar nichts zu suchen. Solchen Dingen sollte man sich gezielt widmen und lernen , zu vergeben.
( auch sich selbst)

Jegliche Stellvertreterkriege sind Sinn-frei.

Also nehmen wir mal irgendein praktisches Beispiel, unnützem Ärger aus dem Weg zu gehen:

Ich komme von der langen Heimfahrt nach der Arbeit mit dem Auto zu Hause an. Ich fahre die Straße an meinem Haus vorbei, es gibt keinen Parkplatz. Also fahre ich weiter, parke, steige aus, und die Hitze erschlägt mich fast. Die Einkäufe werfe ich mir über die Schulter, um sie damit die fünf Minuten bis zum Haus ohne abzusetzen zu schleppen. Vor meinem Haus ist ein Auto weggefahren, und da ist er : der Parkplatz , der eben noch nicht da war.

Auch ich übe noch, mein Kopf denkt schneller , als ich es stoppen kann : Aha, toll, jetzt ist er da ... Aber dann denke ich: es tut mir gut, nach der Arbeit ruhig wenigstens die paar Schritte zu laufen. Viel lieber hätte ich die Energie nachher sogar noch einen Spaziergang über die Felder zu unternehmen. Also ist es gar nicht schlimm, dass da jetzt der Parkplatz ist.

Ist das nicht besser? und das ist dennoch nicht blindes schönreden, dass ist einfach eine nicht selbstzerstörerische Gleichmut, wo Aufregung nichts bringt.
Ich weiß, wenn ich das weiter beherzige, dass mein Kopf aufhören wird, erst dass typische eher negativ besetzte als ersten Gedanken zu haben.

Und so mache ich das jetzt- und es tut mir gut.

Lieben Gruß

Zora