Hallo RoManiac,
ich habe in der Ergotherapie Bekanntschaft mit dem guten alten Stundenplan gemacht, nun Wochenplan genannt, um eine Wochenstruktur aufzustellen. Da halte ich wiederkehrende Termine fest und vor allem reserviere ich mir bewusst Ruhetage, an denen ich keine festen Termine habe, sondern Zeit habe für Verabredungen mit Freunden oder eine Möglichkeit, ganz für mich zu sein. Das entscheide ich dann je nachdem wie es mir geht, weil davon abhängt, was mir dann gut tut.
Auf diesem Gerüst aufbauend erstelle ich meine Tagesstruktur.
Wenn ich zB um 13 Uhr am anderen Ende der Stadt zum Praktikum sein muss, muss ich um 10 Uhr aufstehen und habe dann Zeit für Rituale wie duschen, anziehen, frühstücken, vielleicht ein kurzer Blick in die eMails, WhatsApp oder so. Ich weiß, dass ich morgens mindestens eine Stunde brauche, bevor ich aus der Tür bin. Wenn ich dann abends zurück bin, habe ich Feierabend, also lese ich zB im Forum oder ein Buch etc, um runterzufahren. Heute war eine Ausnahme, weil ich dringend noch einkaufen musste und konnte das nicht anders unterbringen.
Ich habe also noch relativ viel nicht fest verbuchter Zeit. Ein Teil davon füllt sich von selbst mit Arztterminen oder dergleichen.
Auf der anderen Seite gibt es Dinge, die ich zu erledigen habe, wie zB Hausarbeit und Papierkram. Dafür habe ich zwei Memoboards. Mit Listen würde ich mich verheddern und sehr unter Druck fühlen. Aber wenn das am Board steht, fühlt es sich so an, als ob die Aufgabe da wartet, bis ich sie in Angriff nehme. Auf jeden Fall tut mir das Durchstreichen sehr gut. Am nächsten Tag wische ich dann aus und schaffe Platz für neue Aufgaben. Das ist für mich sehr hilfreich, weil ich sonst dazu neige, mich zu überfordern, wenn ich etwas zu viel Antrieb habe. Nehme ich mir zu viel vor, reicht der Platz irgendwann nicht mehr und das ist eine wichtige Rückmeldung für mich, in welchem Zustand ich mich gerade befinde. (Auf der anderen Seite bleiben Dinge manchmal auch sehr lange stehen, bis ich endlich die Kraft dazu finde.) Die Boards sind eigentlich nie ganz leer.
Vor drei Wochen ging es mir urplötzlich sehr schlecht und ich konnte nicht gut alleine sein, hatte aber noch keinen Termin außer Haus. An dem Tag habe ich eine Begegnungsstätte aufgesucht.
Desweiteren bin ich Klient bei der Integrierten Versorgung und die helfen mir auch in Krisenzeiten und auch außerhalb von Krisen gehe ich dort einmal die Woche zu einer Gruppe und habe spätestens alle zwei Monate ein Gespräch mit meinem Genesungsbegleiter.
Mir steht auch ab August ein neuer Lebensabschnitt bevor (Ausbildung endet) und ich muss meine Wochenstruktur neu aufbauen, damit ich nicht plötzlich gar keinen Rahmen mehr habe, denn dann verliere ich den Halt. Ich habe schon Ideen, zB möchte ich montags wieder zum Chanten gehen. Damit musste ich die letzten drei Monate aussetzen wegen des Praktikums, das in zwei Wochen endet.
Vielen Dank für das Thema, es ist genau die richtige Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. :)
---
Pronomen: er, Baujahr 80, GdB 50, voll erwerbsgemindert, berufsunfähig
Diagnosen: 03/2009 rezidiv. Depression, 06/2012 schizo-affektive Störung, 08/2016 bipolare Störung, 02/2019 Psoriasis, 03/2019 Psoriasisarthritis, 10/2021 Schlafapnoe, 07/23 VD ME/CFS u.a.
Medis: Valproat 500mg 1-0-2-0, Olanzapin 2,5mg 0-0-0-1, bei Bedarf Perazin 25mg 1-3x/Tag u.a.
Es sind die Begegnungen mit Menschen, die das Leben lebenswert machen.
