Hallo Ceily
Du stösst da ein spannendes Thema an, Ich bezeichne mich selbst auch als introvertiert. Wir alle hier werden von Inhalten überflutet, die uns suggerieren, dass man extrovertiert sein muss um Erfolg und Glück im Leben zu finden. Bisher dachte ich dass dieser Konflikt den du beschreibst, vor allem uns Männer betrifft und es ist gut für mich zu realisieren dass das so nicht stimmt.
ich habe mir selbst immer wieder sehr unter Druck gesetzt fühle, eine "Stimmungskanone" zu sein, und wenn ich einmal in einer Gesellschaft einfach nix zu erzählen habe, so kommt sehr schnell Scham und andere negative Gefühle hoch. Das hat dazu geführt, dass ich oft mit Alkohol und THC nachgeholfen habe, weils mir dann leichter fiel eine extrovertierte Maske aufrecht zu erhalten. Das hab ich nun eingestellt vor einem halben Jahr, seither stecke ich in einer ziemlich heftigen Depression (Was mich natürlich noch introvertierter macht als ich so schon bin). Mir ist auch erst seit kurzem bewusst geworden,dass ich nunmal ein eher stiller in sich gekehrter Mensch bin, ders gerne ruhig mag weil ich auch schnell zu Reizüberflutung neige.
Menschen wie du und ich sollten sich jedoch nicht einfach selbst in diese Schublade stecken, sondern lernen sich selbst als liebenswerten und wertvollen Menschen zu sehen (zumindest kriege ich immer wieder diese Rückmeldung von anderen die ich kaum annehmen kann..)
Vielleicht fällts uns schwer, uns gegen die extrovertierteren Menschen zu behaupten, aber wir wachsen indem wir das lernen, hie und da einfach mal "stop" zu sagen und die eigene Meinung kund zu tun wenns uns zu bunt wird oder wir uns unterdrückt fühlen.
Ich für mich bin gerade zur zeit dabei, meine extravertierte Maske fallen zu lassen und meine eigene Position zu finden.
Auch ich habe mich schon oft gefragt, ob diese Gesellschaft, die Extrovertiertheit so positiv vermarktet, bei mir auch schon Phasen der Manie ausgelöst bzw. unterstützt hat...schon möglich, jedenfalls fällt es mir schwer meine Mitte zu finden, solange ich ich die Verbindung "extrovertiert"="gut" von der Gesellschaft auf mich übertrage. Weil wirklich gut gehts mir eigentlich wenn ich mich ruhig und zufrieden fühle, und dazu brauche ich keine Show zu reissen..(was bei mir schon ein Vorbote/Symptom der Manie ist)


Man ist nicht entweder introvertiert oder extrovertiert, jeder Mensch hat glaub ich beide Seiten mehr oder weniger ausgeprägt in sich, so auch du, und man sollte "extrovertiert" auf keinen Fall mit "offen" verwechseln, die extrem extrovertiert auftretenden Menschen haben genauso eine Mauer um sich gebaut wie die extrem introvertierten. Was ich weiss: ich mag Menschen, die zuhören können und eine liberale Grundhaltung der Akzeptanz leben.

ich hoffe das war ein interessanter Beitrag für dich und bedanke mich für deinen Denkanstoss...

downtoearthguy