Hallo Hotte,
ich habe auch deinen Eingangspost von vor fast 1 Jahr gelesen. Du hast dich demnach für Lithium entschieden und ein wenig Wirkung spürst du.
Zu den Wirkungen auf deine Schilddrüse kann ich nicht viel sagen, das machen wohl deine Ärzte.
Ich nehme seit vielen Jahren Lithium ohne je ein Neuroleptika dazu. Ich habe mich damals sehr bewusst dazu entschieden nach 10 medifreien Jahren. Nach einiger Zeit fragte mich mein damaliger Arzt: Vermissen sie nun etwas? Er meinte die up und downs. Ich antwortete: Im Gegenteil, ich bin froh dass etwas Ruhe einzog, den up und downs die Spitzen genommen wurden und ich verminderte Ausschwünge der Amplituden dennoch spüren kann.
Ich habe immer auf einen Spiegel am unteren Rand geachtet und auch gegen den folgenden Arzt durchgesetzt, als die Empfehlung zur Behandlung noch weit höher lag. Nach einigen Jahren bestätigte mir dieser Arzt, dass der empfohlene therapeutische Bereich nach unten angepasst wurde.
Nebenwirkungen blieben mir erspart bis heute.
Eine 100%-ge Einschlafhilfe, die mich sozusagen in eine Schlaf-Traum-Welt wegbeamt habe ich nicht. Ich habe ein Bedarfsmedi, auf das ich lieber verzichte, wenn es irgends geht. Es gibt doch zum Glück Tage in denen ich ohne dieses schlafen kann und dieser Schlaf fühlt sich weitaus gesünder und natürlicher an. Und doch bin ich froh, es zur Verfügung zu haben.
Seit der Einnahme vom Lithium war und bin ich in der Lage, mich wirksam mit meiner Bipo auseinanderzusetzen.
Über nun schon viele Jahre immer Schritt für Schritt, wobei die V-Therapie nur der Anfang war. Verschiedene Ausbildungen absolvierte ich, zuletzt Ex-In. Bei all´ dem blieb nicht aus, mich an meine Vergangenheit heran zu wagen und damit auseinander zu setzen. Dazu lässt mir das Lithium in meiner inzwischen peu a peu immer wieder etwas reduzierten Dosis genug Beweglichkeit im Kopf. Einen ebenso großen Einfluss schreibe ich meiner Selbstwahrnehmung, Bewegung, Entspannung, und dem Glück immer wieder Arbeitgeber gefunden zu haben zu, die mir auch als geringfügig Beschäftigte Entwicklungen, Herausforderungen zutrauten und ermöglichten, mich Anforderungen zu stellen und zu bewältigen. Selbstwirksamkeit spüren und wertschätzend streiten zu lernen sind mir dabei sehr wichtig geworden.
Medis, ob nun Phasenprophylaktika, Neuroleptika, Antidepressiva, Sedativa und, und, und, sind für mich Hilfsmittel, die das Leben mit der Erkrankung erleichtern oder ermöglichen, die einen Rahmen schaffen können, um einen Umgang damit zu erlernen. Die Arbeit, den ganz persönlichen und individuellen Umgang damit zu erreichen, bleibt, so glaube ich, niemendem erspart.
So gesehen finde ich das was du über deinen Freund im 1. Post dieses Baumes schriebst, bei allem Vorbehalt nicht so ganz von der Hand zu weisen:
Quote
Zusätzlich setzt mich die Haltung meines Partners unter Druck, der der Ansicht ist, ich müsste mich nur (mithilfe einer Psychotherapie oder so) mit meiner Vergangenheit auseinandersetzen und könne dann ohne Medikamente auskommen, weil ich dann nicht mehr manisch werden müsste, wenn ich alles besprochen habe. Er würde mich lieber nochmal manisch/psychotisch sehen als lebenslang mediziert.
Ich weiß nicht, ob du was von meinem Geschreibsel gebrauchen kannst?
LG
s.