ich finde es einfach nur maßlos unverschämt, wie du wissen willst, wie sich der Sohn von Kins fühlt nur weil es dir vielleicht so ginge.
Aber ich erzähle mal meine Mutter-Tochter- Beziehung in Bezug auf meine BS.
Natürlich hat meine Mutter in ihren Unterstützungen nicht alles richtig gemacht. Aber sie hat etwas getan. Und nur wer nichts tut, macht auch keine Fehler außer dem des Nichtstuns.
Ich wage mal zu behaupten, wenn meine Mutter nicht gewesen wäre, wäre ich jetzt schon tot.
Und die ist mir teilweise sehr sehr sehr auf den Sack gegangen. Und ich empfand sie als emotional übergriffig und grenzüberschreitend. Vielleicht war sie das sogar.
Aber ich weiß heute, mit welchen Ängsten sie zu kämpfen hatte, reale begründete Ängste, ich könne die Phasen nicht überleben.
Und wenn sie nicht gewesen wäre, dann säße ich immer noch auf den von mir angerichteten Schäden, auch Jahrzehnte danach noch. Sie war es, die die Rückgängigmachung eines Kaufvertrags in 6stelliger Höhe eingeleitet hat. Ich wäre dazu nicht in der Lage gewesen. Ich hätte nicht mal gewusst, dass so etwas möglich ist.
Und sie kam nachts um drei vorbei, als mich ein schreckliches psychotisches Bild ereilte, was mir panikartige Ängste verursachte. Und sie fuhr fast 40 Kilometer durch die Großstadt, um mir Brote zu schmieren, von denen ich nur 3 Happen runterwürgte. Und sie fuhr wieder, als ich sie nicht mehr ertrug. Und sie machte mir nie Vorwürfe deswegen.
Und sie war es, die die Bipo-Ambulanz auftat, wo ich heute nach 15 Jahren noch in Behandlung bin.
Oft frage ich mich, wie sie so ganz ohne Internet damals, auch schon vor 35 Jahren an hilfreiche Infos kam, an die ich mangels Antrieb nie gekommen wäre. Sie hatte 1983 eine TK in der Nähe gefunden, die mich gerettet hat, nachdem mein Arzt mich schon aufgegeben hat und ich mich selber auch.
Oder als sie in meine Wohnung kam (wir haben Schlüssel voneinander), nachdem ich nicht öffnete und nicht ans Telefon ging, weil ich sargdunkel mit Oropax in den Ohren noch nachmittags um 5 im Bett lag. Da wollte ich sie anschreien, weil sie meine Privatsphäre verletzte. Und ich sah ihre Tränen. Da war mir bewusst, sie hatte Angst, mich tot aufzufinden, was ja auch nicht abwägig war. Meine Mutter neigte nicht zum schnellen Weinen. Aber sie war sehr verzweifelt. Und ich versprach ihr, mir niemals etwas anzutun, ihr das niemals anzutun. Und dieses Versprechen gilt. Für immer. Und noch mehr, wo sie jetzt mit ihrer Alzheimer-Demenz in einer Pflegeeinrichtung lebt. Ich kann ihr nichts von dem, was sie mir gab, zurückgeben. Ich kann und will mich aber so gut es geht um sie kümmern, für sie da sein. Das ist mir sehr wichtig, nicht aus einem Schuldgefühl heraus, sondern weil ich sie liebe, auch wenn in meiner Kindheit und Jugend viel schiefgelaufen ist. Grundlos war der frühe exzessive Ausbruch der Krankheit nicht.
Oder als meine Eltern in mehr als 1000 Kilometer Entfernung als ich 19 war ihren Urlaub nach wenigen Tagen abbrachen, um wieder nach Hause zu kommen, weil es mir so dreckig ging.
All diese und noch mehr Unterstützungen und das Dasein haben mich nicht zu einem unselbständigen Menschen werden lassen (bis auf die Phasen zum Teil). Ich habe meine Ausbildung gemacht und in dem Job viele Jahre gearbeitet, konnte meinen Lebensunterhalt selbst bestreiten, habe einige u.a. langjährige Beziehungen gelebt und mich irgendwie durchgewurstelt, mal mehr mal weniger gut. All das trotz der Mutter, die sicherlich vieles falsch gemacht hat, aber an entscheidenen Stellen eben auch richtig. Und was ist die mir zum Teil auf die Nerven gegangen mit ihren zu häufigen Anrufen und überhaupt.
Und ich habe und hatte keine Schuldgefühle.
Alles Gute
Friday
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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.
Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.
Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.