Moin kins,
vorab: ich verstehe Dich bzw. Deine Gefühle und Wünsche als Mutter sehr gut.
... dennoch, es ist das Leben Deines Sohnes!
Wie tough schon schrieb:
er muss erkennen und handeln wollen.
Wenn ich mich richtig erinnere, dann ist Dein Sohn am Anfang seines Erwachsenenlebens, also noch auf der Suche
nach dem eigenen Weg. Das ist fast immer ein schwieriger und meistens sehr langwieriger Prozeß, der durch die Er-
krankung noch erheblich erschwert wird. Doch leider läßt er sich durch
nichts beschleunigen.
Ich war 47 Jahre alt als die Bipolare Störung ausbrach. Von Kind an war ich vernünftig. 4 Jahre Erfahrungen in
psychiatrischen Klinken, habe ich mir antun müssen, bis mir das Licht aufging, dass Du Deinem Sohn heute wünschst.
Ganz sicher wäre mir, meiner Tochter und meinem damaligen Lebensgefährten unendlich viel Leid erspart geblieben,
wenn ich bereit gewesen wäre, Medikamente einzunehmen und vor allem: dabei zu bleiben.
Es hat aber offensichtlich nicht sollen sein!
Auch wenn es evtl. danach klingen mag, dass ich mir die Tragik der vergangenen Jahre jetzt schönrede: das Ganze ergibt
im Rückblick einen Sinn. Ausgelöst durch unseren gemeinsamen Schicksalsschlag (O-Ton meiner Tochter) waren alle Beteilig-
ten gezwungen, eine Kehrtwende auf dem jeweiligen Lebensweg zu machen. Das war qualvoll und mit vielen Verlusten ver-
bunden. Doch mittlerweile ist jeder irgendwo angekommen und hat sein persönliches Glück gefunden. Das sieht allerdings vollkommen anders aus, als vorher gedacht und geplant.
Gott sei Dank ist jeder Mensch und jeder Lebensweg anders!
Ich wünsche Deinem Sohn von Herzen, dass er seinen Weg im Umgang mit der Erkrankung bald findet.
Als Betroffener leidet man selbst zwar unendlich, weil an man verschiedenen Fronten zeitgleich kämpfen muss. Doch irgend-
wann kann man in den meisten Fällen aktiv werden. Angehörige haben es da insofern schwerer, als dass sie dem Leiden oft insofern ausgeliefert sind, als dass ihnen die Hände gebunden sind, sie nicht wirklich etwas tun können, was hilfreich ist. Deshalb auch immer wieder von Betroffenen die Aufforderung, sich gut um sich selbst zu kümmern, um nicht auch noch zu erkranken.
Ich wünsche Euch alles Liebe und Gute!
Viele Grüße
Deborah
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Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.
Wer nicht fragt, wird nicht gehört.
Wer sich nicht zeigt, wird nicht gesehen.
... hat mich das Leben gelehrt.
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5-mal bearbeitet. Zuletzt am 01.07.17 09:45.