Hallo Cornelia,
warum ich das schreibe und warum jetzt ist leicht beantwortet. Ich war ein über viele Jahre
sehr engagierter Selbsthilfeaktiver und schreibe nun in einem Selbsthilfeforum über meinen Versuch mit meinen Problemen, welche durch eine wirklich schwere Verlaufsform der bipolaren Störung (Krankheitsbeginn etwa mit 13 /über 100 manische Episoden / rapid-cycling / Bescheinigte Behandlungsresistenz) ausgelöst wurden umzugehen versuche.
Deutlich habe ich hervorgehoben das ein Scheitern des Ansatzes möglich ist, ich jedoch Hoffnung habe das es gut gehen kann und das ich einen Notfallplan habe (Kurzzeitstationär - Valproat über Tropf, um den Spiegel im Haurucktempo auf mein therapeutisches Niveau zu wuppen).
Ferner teile ich mit das die Nebenwirkungen des Präperats, im Verhältnis zu seiner Wirksamkeit, bei mir, kaum tragbar sind. Konkret: neben der enormen Mattigkeit darf ich davon ausgehen, ich fasse das gelesene aus der Forschung knappest zusammen, das ich mit etwa 20 -30% Einbußen meiner Intellektuellen Fähigkeiten lebe.
Über einen Zeitraum von nunmehr 36 Jahren habe ich durchgängig und über alle Phasen zuverlässig meine Medizin eingenommen. Trotzdem hatte ich teils schwere Manien und Depressionen, welche man an derem Ende am einfachstem und klaresten damit beschreibt, das ich sie wieder überlebt habe.
Der Sinn das ganze hier mitzuteilen ist der Erfahrungsaustausch. Ich habe bereits davon profitiert. Ferner sehe ich in meinem Fall das ganze als einen befreienden Akt der Emanzipation gegenüber der Psychiatrie, welche ich streng eigentlich nur als autoritäre Glaubensgemeinschaft begreife, welche zu übergriffigen Verhalten neigt und in diesem Staat teils ausserhalb dêr Rechtsstaatlichkeit arbeitet (midestens sobald wir im Bereich der freiheitsentzieheden Massnahmen sind / die rechtlichen Einschränkungen im Zusammenhang mit Akteneinsicht, bei Bürgern mit psychischen Diagnosen (immerhin etwa 35% der Bevölkerung), sind auch nicht von Pappe. Die Psychiatrie arbeitet ausserhalb wissenschaftlicher Standarts.
Meine Beiträge dürfen also zum Nachdenken anregen und sollen ein wenig den Blick öffnen sich eigene Wege zu erschließen.
Ich gehöre zu denjenigen, bei denen die Krankheit auf eine Disposition, dann aber ausschließlich auf ein ungünstiges Umfeld in der Herkuftsfamilie zurückzuführen sind. Da kenne ich nun mehrere Menschen die das irgendwie ähnlich erlebt haben. Da helfen Medikamente halt nicht gegen und die immer vorangestellte Verhaltenstherapie auch nicht.
Mit tiefenpsychologischen Verfahren und einer modifizierten Form der Psychoanalyse (5 intensive Jahre und Folgegespräche, bei einem Facharzt für Psychosomatik und Psychotherapie) lies sich dann aber doch etwas ausrichten. Psychiater haben mich nicht weitergebracht. Ich lese aber immer mehr Beiträge aus dieser Kaste die sich sehr kritisch mit der Leistung ihrer Zunft auseinandersetzen und vieles in Frage stellen. Das stimmt mich ein wenig versöhnlich.
Ich arbeite seit zwei Jahren an möglichen Variaten eines neuen Lebensentwurfes, den ich zu Teilen bereits umsetze, zu Teilen aber noch in Warteposition bin, da sich die Stabilisierung halt auch noch weiter bewahrheiten will. Mitte 2018 könnte ich mich dann ausprobieren.
Halt habe ich als vollkommen nichtreligiöser Mensch übrigens in der Hinwendung zu Teilen der buddhistischen Schriften und in die Spritualität gefunden und finde wie unser bipolarer Schriftsteller Hesse hier sehr schöne Anregungen mich von den krankmachenden Wertvostellungen der westlichen Zivilisationen zu lösen. Ich lebe so gut es geht im Augenblick und verhafte nicht zusehr in Vergangenheit und Zukunft.
Und ich bin immer neugierig, offen und zugewnd geblieben und lasse mir nicht einreden das es Leute gibt die ich über mein Leben bestimmen lassen muß, da sie mit der Erkenntnis gesegt sind, mir ein Leben mit 4 - 5 Medikamenten verordnen zu dürfen, welche mich aber komplett zerstören würden!
Gruß! Buro
m. / Jahrgang 1966 / Diagnosestellung mit 15 Jahren / Bipolar 1 / rapid cycling / in EU-Rente