Hallo Eternity!
Zuerst mal zu dem Versuch das Seroquel loszuwerden. Bedingt durch meine engagierte, langjährige SHG-Arbeit habe ich so die ganze Palette von Atypika bei vielen Gruppenmitgliedern erlebt. Wir waren mal bis zu drei Gruppen, wo wir uns auf Gruppenleiterebene über Psychopharmaka ausgetauscht haben und uns für Laien auch auf einen ganz guten Kenntnisstand gebracht hatten. Wir drei waren immer ein wenig entnervt festzustellen das bei neuen Präparaten die Nebenwirkungslisten sehr knapp ausgefallen sind. Das ist dann im Lauf der längeren Präsenz auf dem Markt deutlich ausführlicher geworden. Wir haben aber schon frühzeitig bemerkt das gerade bei der Grüppe der Atypika klassische Marketingstrategien gefahren werden und konnte oftmals nur wenig Wirkpotenzial feststellen. Gerade Seroquel ist uns da im Besonderen aufgefallen als es den angeblichen Zusatznutzen bei Depressionen zugeschrieben bekommen hat. Ich habe das Medikament als EX-rapid-cycler bei einer Bipolar I Diagnose auch länger eingenommen und dann eben auch ausgeschlichen.
Wir wissen das wir nicht verallgemeinern dürfen, jedoch mag ich sagen das es mir ohne immerhin wieder ein bischen besser ging, da mich das Zeug als Dauerürophylaxe verordnet immer abgedimmt hat ohne jedoch antimanisch oder gar antidepressiv zu wirken.
Ich neige bei Absetzprozeduren aber zur Vorsicht und unterstütze den mir fachlich durchaus sinnvoll scheinenden Rat deiner Heilpraktikerin.
Konkret zu deiner Frage: bin jetzt von 1800 mg, bei der Monotherapie, auf 900 mg.
Ich vermute atypische Absetzerscheinungen, da ich annehme derzeit verstärkt Nebenwirkungen zu erleben. Ich habe bei der Medikamentengruppe keine Facheinträge gefunden, die meine subjektive Wahrnehmung stützen würden. So ist es einfach mal meine Hypothese, das es trotzdem so ist. Ende September ist das Zeug dann aus meinem Organismus draußen. Für mich ist es unter den gegebenen Umständen und mit einem Notfallplan in der Tasche das gewisse Risiko wert.
Was das Thema Absetzen angeht habe ich halt recht viel Erfahrung sammeln müssen. Ich hab weit mehr als die Standartbehandlungen durch. Irgendwann ist es halt auch ratsam das System zu hinterfragen und ansatzweise vielleicht auch in Frage zu stellen. Es gab ärztliche Positionen die mir zu einer Dauermedikation, mit bis zu 5 Medikamenten geraten hatten. Bisher ist kein Psychiater, bei einmal angestzten Dauermedikationen (anders bei Bedarfmedikationen) darauf gekommen mir von sich aus das Angebot zu machen. Es wird aber zunehmend in der Fachwelt über die Risiken diskutiert. Ein kritischer Umgang mit den Substanzen durch die Mehrheit der Psychiater ist aber nicht absehbar. Gesamt und auch ein wenig entlastend möchte ich aber abschließend anmerken das diese Ärzte zum einen viel zu wenig Behandlungszeit abrechnen dürfen, zum anderen aber auch von der Pharmalobby am Ring durch die Manege gezogen werden, da sie die Infos über die Medikamente nicht alle frei einsehen werden dürfen. Die Pharmaunternehmen dürfen in Europa publizieren was zur Markteinführung tauglich ist. Dies ist geltendes Recht. Und das ist der eigentliche Skandal.
Alles Gute + Dank für die Rückmeldung! Buro
m. / Jahrgang 1966 / Diagnosestellung mit 15 Jahren / Bipolar 1 / rapid cycling / in EU-Rente