Hallo Annika,
also ich bin da bei vielen Dingen etwas skeptisch.
Natürlich ist es wichtig gewesen deine Tochter medikamentös zu behandeln um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Aber ihr gleich nach 2 Tagen diesen Stempel - Bipolar - aufzudrücken finde ich ehrlich gesagt fraglich. Und das sie nicht mal eine Familienanamnese erhoben habe finde ich auch seltsam.
Und nimms mir nicht übel, aber auch bei der Eigendiagnose deiner Tochter bin ich etwas skeptisch.
Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass man in einer fortgeschrittenen manischen Phase noch dazu in der Lage ist sich selbst als manisch zu diagnostizieren - auch nicht als angehende Psychologin - erst recht nicht, wenn man vorher noch keine persönlichen Erfahrungen mit der Krankheit gemacht hat. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass man sich in einer fortgeschrittenen manischen Phase selbst einweisen lässt und dann noch einem Arzt detailgetreu wiedergeben kann, aus welchen Gründen man zu dieser Selbsteinschätzung kommt.
Vielleicht liege ich auch falsch, aber ich habe da ganz andere persönliche Erfahrungen gemacht.
Mir wurde meist erst dann bewusst, dass ich manisch bin, wenn mein Psychotherapeut mich darauf hinwies indem er mir des Öfteren sagte: "Vielleicht steigen sie nach unserem Gespräch erst einmal nicht in ihr Auto, sondern laufen noch einmal eine Runde um den Block um den Fokus wieder auf ihre Person zu richten".
Deswegen wäre meine Frage jetzt ob deine Tochter da nicht vielleicht doch mehr reininterpretiert hat, als da wirklich war? Könnte das sein? Ich weiß, dass ist eine unverschämte Frage und du kannst mich ruhig schimpfen, wenn ich deiner Tochter hier Unrecht tue, aber deine Antwort würde mich dennoch interessieren.
Zudem ist die Manie deiner Tochter ja relativ schnell wieder abgeklungen. Es ist zwar so, dass bei einer Manie die Symptome in der Regel mindestens eine Woche anhalten - was ja bei deiner Tochter der Fall war - aber die Tatsache, dass die Manie deiner Tochter nach solch einer kurzen medikamentösen Behandlungszeit wieder abgeklungen ist, lässt die Frage offen, ob es überhaupt dem Wirken der Medikamente geschuldet war, dass die letztendlich so schnell wieder abgeklungen ist.
Es geht mir nicht darum, deine Tochter als Simulantin zu entlarven, sondern man ist mit einer solchen Diagnose ja auch ein stückweit gebranntmarkt. Ich zumindest empfinde das so und hätte die Diagnose lieber nicht. Es reicht mir da schon, wenn ich überall lesen muss, dass wir bipolaren unberechenbar , untreu und nicht fähig sind eine Beziehung aufrecht zu erhalten. Auf der Arbeit hälst du auch besser die Klappe, weil jeder weiß, dass du pro Episode mal locker 1 Monat raus aus dem Geschäft bist.