Hallo,

tut mir leid dass Du im Moment so viel durchmachen musst.
Ich finde auch Du musst nicht jeden Tag zu ihr gehen. In der Klinik wird sie erst einmal geschützt sein, das ist das Wichtige, und der Klinikaufenthalt sollte auch die Angehörigen entlasten, finde ich.

Was sie jetzt auch immer von Dir denkt, wenn es ihr besser geht, wird sie es vermutlich anders sehen, also nimm es nicht persönlich.
Während Wut auf die Scheiß-Situation und Umstände denke ich die ganz normale gesunde Situation ist, versuch nicht auf Deine Frau wütend zu sein, als würde sie mit Absicht krank werden. Sie ist dieser Krankheit genauso ausgeliefert wie Du, und sie ist diejenige, die sie ein Leben lang ertragen muss. Sie kann keinen Abstand davon nehmen wie Du es kannst.

Du hattest ganz sicher die besten Absichten ihr zu helfen, aber zum Beispiel große Urlaube können für Bipolare schon eine Belastung sein. Ich hoffe Deine Frau nutzt die Zeit im Schutz der Klinik, um über sich selbst und ihre Krankheit und Bedürfnisse mehr zu lernen.
Man kann zwar auf viele Probleme versuchen mit Geld zu werfen, aber bei so einer Krankheit muss man sich die Mühe machen sich besser zu verstehen, und sich von innen heraus zu verändern.

Eine Medikation die mich stützt, eine möglichst gleichbleibende Tagesstruktur, ausreichend Schlaf, komplettes Vermeiden von Drogen (Gras, Alkohol, Zigaretten) und Aufputschmitteln (Kaffee, jegliche Energiedrinks etc.) helfen mir seit 6 Jahren stabil zu sein.

Sicher hat sich Deine Frau Sorgen um Deinen Vater gemacht und um Dich in eurer Situation. In solchen schweren Lebensphasen hilft es mir, meine Medikamente aufdosieren zu können. Ich halte es für wichtig, sich einzugestehen, dass man eine dünnere Haut hat und drastisch auf Stress reagiert, sonst kann man nicht rechtzeitig gegensteuern.

Aber jetzt wo das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, wünsche ich viel Kraft für die Regenerationsphase. Das hat mir zwei-drei Jahre in meinem Leben genommen und das ist Scheiße, weil es so lange dauern kann.
Ich hoffe, die Besuchsauszeit tut Dir gut und gibt Dir auch wieder etwas Raum für Dich.

Ich weiß nicht ob euch etwas davon helfen konnte, Du hast Dich ja erstmal nur ausgekotzt (Das ist OK) und nicht so viel von euch erzählt. Also dachte ich, ich teile ein paar allgemeine Erfahrungen.

________________
30 Jahre alt, Diagnose 2011, Medikament: Quetiapin Retard 250mg