Hallo,
nun gebe ich auch noch meinen Senf dazu ;-).
Also, es wird durchaus schon unter Fachleuten (sprich Ärzten) die zur Zeit immer noch oft stattfindende hohe Vergabe von Neuroleptika auch in Akutphasen kritisch diskutiert. Es konnte gezeigt werden, dass auch eine verhaltenere Gabe von NL und wenn dann langsames aufdosieren, falls notwendig, ebenfalls gute Ergebnisse erzielt und dadurch Nebenwirkungsärmer ist.
Dass dennoch oft hoch dosiert, bzw. schnell Manie/Psychose platt gemacht wird, liegt denke ich auch an der Struktur der Kliniken, bzw. unseres Gesundheitssystemes, wie z.B.
- wenig Personal
- kürzere Verweildauer auf Grund des
- Drucks von den Krankenkassen, weil Vollstationär sehr teuer
- ggf. noch schlecht ausgebildetes Personal
- Führungsstil
- Ausstattung etc. pp.
Dies ist in der Pflegewissenschaft alles bekannt und da wir ein Pflegenotstand haben, wird es in der Zukunft nicht unbedingt besser werden.
Fazit: Man kann also nicht generell den Ärzten alles in die Schuhe schieben, zumindest beim Klinkaufenthalt. Die Strukturen begünstigen dieses Verhalten und was soll jemand tun, der nun mal mit wenig Personal für 30 oder mehr Menschen Verantwortung trägt?
Besser sind natürlich die Soteria-Stationen, aber die müssen sich auch tragen und nicht jede Klinikleitung ist bereit eine solche Station einzurichten.
Anders sieht es natürlich bei den niedergelassenen Ärzten aus. Da gibt es eben sone und solche, wie übrigens auch bei den somatischen Ärzten.
Also haben beide Parteien recht ;-). Nach meiner Meinung sollte man weder verallgemeinern, sondern durchaus differenziert das Ganze betrachten, noch sollte man die Diskussion im Keime ersticken, denn es ist wichtig, dass dort ebenfalls hingeschaut wird.
Vielleicht sollte man die Diskussion unter einem anderen differenzierteren Eingangsposting stellen?
Viele Grüße Heike
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Ich bin ein Mensch mit vielen Farben und Facetten zeitweise unterbrochen durch unipolar depressiven Phasen, im MD-Forum schon seit 2002 vertreten.
"Recovery zielt nicht auf ein Endprodukt oder ein Resultat. Es bedeutet nicht, dass man ›geheilt‹ oder einfach stabil ist. Recovery beinhaltet eine Wandlung des Selbst, bei der einerseits die eigenen Grenzen akzeptiert werden und andererseits eine ganze Welt voller neuer Möglichkeiten entdeckt wird. Dies ist das Paradoxe an Recovery: Beim Akzeptieren dessen, was wir nicht tun oder sein können, beginnen wir zu entdecken, wer wir sein können und was wir tun können" (Patricia Deegan 1996).