Hallo tschitta,
erst einmal sorry wegen meines unpassenden Vergleichs :( die Betonung sollte auch mehr auf der Verbissenheit liegen - für einen "Kläffer" halte ich dich nämlich nicht. Und gegen Temperamt habe ich erst recht nichts einzuwenden, wenn es wirklich nur das sein sollte ;)
Zum Rest deines Posts:
Ich weiß nicht, ob es dir aufgefallen ist, weil du ja auch nicht mehr regelmäßig hier schreibst, aber auch ich tue das nicht mehr, und das hat seine Gründe: Bei mir hat sich nämlich in den letzten 3-4 Jahren innerlich einiges getan.
D.h. ähnlich wie du schreibst, ich habe Symptomatik und sehr viele Probleme, ABER wie das Kind nach dem Diagnosekatalog heißt, ist mir mittlerweile ziemlich egal.
Mit ziemlich meine ich, dass es mir schon wichtig ist, Diagnosen offiziell zu haben, nämlich um wie jetzt z.B. entsprechende Hilfe beantragen zu können, einen Schwerbehindertenausweis zu haben, der wegen des erschwerten Kündigung und der 5 zusätzlichen Urlaubstage nicht zu verachten ist, und irgendwo für mich selbst, da das Selbstbewusstsein doch Jahrzehnte lang gelitten hatte, weil man zwar wollte, aber nicht könnte, und dann die Selbstvorwuerfe zusätzlich das Leben erschweren, wenn nicht kaputt machen.
Dann waren für mich die Diagnosen sehr wichtig, um Medikamente verschrieben zu bekommen, und solange es mir trotz dieser nicht besser ging, war die Unsicherheit nach wie vor gegeben mit vielen eigenmächtigen Experimenten, und ich war ständig auf der Suche.
Als ich dann Ende 2013 auf Lithium eingestellt wurde, änderte sich quasi schlagartig alles in der Hinsicht meiner eigenen Wahrnehmung.
Die starke Depression und vorallem die Suizidgedanken waren weg, und kamen auch nicht mehr wieder, und ich konnte erstmals seit vielen Jahren wieder lesen und auch im Voraus vereinbarten Verabredungen nachgehen, was vorher je nach aktueller Stimmungslage nur ganz spontan möglich war, wenn überhaupt.
Ab dem Zeitpunkt war mir dann auch egal wie das Kind mit Namen hieß und ich wurde viel gelassener in dieser Hinsicht- ich lese seitdem auch keine Literatur mehr zu dem Thema.
Was ebenfalls eine große Rolle gespielt haben dürfte, ist mein Arbeitsumfeld. Im Großraumbüro mit mittlerweile bestimmt 70 Kollegen mit festem Platz dort, und der doppelten Menge (freiberuflich) die dort täglich ein und ausgehen, und auf Grund der Branche (Medien) verschwimmt sehr stark die Grenze zwischen normal und nicht normal. Es kommt dort wirklich ALLES vor in kompletter Bandbreite, und es herrscht auch eine große nicht nur Toleranz, sondern Akzeptanz.
Und so scheint es zu sein: wenn man keinen Leidensdruck mit seinen Macken hat, und diese einen nicht zum Außenseiter, sondern bewunderten Unikat machen, ist alles bestens.
Nun ist das bei mir selbst ja nicht so, denn es sind Gesundheitsgefährdung und großer Leidensdruck gegeben, was mich nicht beliebt, sondern eben zum Außenseiter macht. Trotzdem sieht man die Dinge dann eben nicht mehr mit einer reinen Diagnosebrille, weil diese nicht passt.
Und wenn ich dann hier im Forum lese das und das und das soll typisch Bipo sein, dann möchte ich denjenigen herzlich gerne mal auf meine Arbeit, die für mich einen Gesellschaftsquerschnitt darstellt, einladen, um dort die Menschen zu beobachten, und mir dann bitte im Anschluss noch einmal zu bestätigen, welche einzelnen Merkmale denn jetzt typisch Bipo sein sollen.
Das, was hier so gerne als stinknormal bezeichnet wird, ist wirklich eher die Ausnahme.
Ist länger geworden als ich wollte, und ich könnte noch mehr schreiben :(( ich lasse es aber bzw. vertage es aufs nächste Mal...
Alles Liebe
Mezzo
1.250 mg Valproat, 40 mg Fluoxetin & 60 mg Medikinet Adult