Hallo tschitta,
ich bin zwar ebenfalls der Meinung, dass du wieder in der Spirale, die abwärts geht, unterwegs ist, wie immer in den letzten Jahren, die ich dich hier gelesen habe, und du dich wie ein kleiner Kläffer, der sich am Hosenbein des Postboten verbissen hat, erscheinst.
Das hat aber nichts damit zu tun, dass in deinen Kernaussagen bzw. - Annahmen nicht doch ein Funken (oder auch mehr davon) Wahrheit steckt. Nur geht dieser leider auf Grund deiner getriebenen Verbissenheit verloren. Schade!
Trotzdem zur Sache an sich:
Ich hätte dich gerne mit meinem Bruder bekannt gemacht. Er ist ja nicht nur Psychiater, wobei immer die Forschung sein Ding war, und er ein Patent nach dem anderen entwickelt hat, sondern auch Physiker.
Was ich nie vergessen werde ist seine Antwort, noch während seines Studiums, als ich ihn gefragt habe, warum er unbedingt in die Gehirnforschung wolle. Er sagte, weil ihn Philosophie interessiert.
Und in der Tat habe ich, zwar auch durch meine Links orientierte Schule, aber viel mehr noch durch ihn, und sehr zum Ärger vieler Mitmenschen, gelernt, die Dinge ständig zu hinterfragen gem. Warum ist etwas so? Das Warum als eines der wichtigsten Wörter.
Auch heute, mehrere Jahrzehnte später, finde ich das immer noch wichtig, denn nicht nur Kinder lernen hinzu. Für mich persönlich gibt es kaum etwas Schlimmeres als geistig zu stagnieren. Ein Dilemma momentan auch auf meiner Arbeit, da du dort nur gefördert wirst, wenn du jung bist, aber definitiv nicht mehr mit Anfang 40...
Zurück zu meinem großen Bruder:
Für ihn gibt es auch keine Diagnose-Schubladen, es sei denn jemand ist tatsächlich süchtig, leidet unter starken Ängsten oder hat eine Störung, die mit physisch erklärbar ist.
Von daher bin auch ich in seinen Augen gesund, und sollte keine Medikamente nehmen. Aber das ist ein anderes Thema, denke ich, da hier auch die häufig anzutreffende Familienblindheit aus Gründen des Eigenschutzes eine große Rolle spielt.
Er hat übrigens der Forschung zu liebe auch nie ans große Geldverdienen gedacht, wohnt noch in seiner Studentenwohnung, fährt mit Vorliebe Fahrrad, spielt Fußball, hilft Familie und Freunden (auch) finanziell, trifft sich mit Angst-Patienten, wenn es die Situation erfordert, auch am Wochenende.
Seit Kurzem hat er seine klinische Tätigkeit allerdings eingestellt, und therapiert jetzt in einer eigenen Praxis...aber auch nur, weil er jetzt nicht an seine eigene, aber die Zukunft bzw. finanzielle Absicherung seiner Kinder denken muss....was ihn aber nicht davon abhält auch weiterhin in seiner Freizeit seiner Lieblingsbeschäftigung nachzugehen: dem Lernen.
Zum Schluss:
Ich habe das nicht alles geschrieben, um zu zeigen wie toll mein Bruder ist, denn dazu habe ich viel zu viele konträre Ansichten und auch unschöne Auseinandersetzungen regelmäßig mit ihm gehabt... Geschwister eben...
Aber vielleicht kannst du diese Geschichte von mir während deiner jetzigen Situation einmal im Hinterkopf behalten mit der großen Hoffnung und auch Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwo noch mehr Psychiater gibt, die nicht nur wahllos Diagnosen aufstempeln und Pillen verteilen, und sich nie am Ziel, sondern immer nur auf dem Weg befinden.
Alles Gute
Mezzo
1.250 mg Valproat, 40 mg Fluoxetin & 60 mg Medikinet Adult