Liebe Irma,
anfangs klangen deine Unterstützungsleistungen noch nach Unterstützung halt.
Wenn ich das jetzt lese, steckst du mit einem Bein (mindestens!) in der Selbstaufgabe drin. Und du merkst das ganz deutlich. Du wirst wütend, und es steigen Aggressionen in dir hoch.
Ich wusste nicht, dass er keine Krankheitseinsicht hat. Das ging aus dem Baum bislang nicht hervor. Fragt sich, wie die Uneinsichtigkeit aussieht. Hat er die nur in Phasen, oder ist es eine grds. Sache?
Altruismus ist ungesund, besonders, wenn man selbst stark gefährdet ist, psychisch einzuknicken.
Mach dir mal eine schriftliche Liste, wie du ihn künftig weiter unterstützen willst und kannst, ohne dass sich eine innere Abwehr und Aggression bildet.
Vorschlag (alles variabel):
Folgendes will ich leisten:
1. Begleitung bei Arztbesuchen (in auch eigennütziger Weise deine Sicht der Dinge mitzuteilen. Du gehst also mit rein ins Sprechzimmer, ansonsten kann er alleine dorthin gehen)
2. 1 x wöchentlich Unterstützung im Haushalt für 2 Stunden
3. Begleitung in die Klinik
Folgendes will /kann ich nicht leisten:
1. Eigene Gegenstände (Schrank, CD-Spieler, sonstiges) ihm überlassen
2. er kann kommen und gehen, wann er will
3. diverse andere
Das darf ich von ihm erwarten:
1. einigermaßen sauberes Bad und aufgeräumte, saubere Küche
2. wenn ich zu Besuch komme, will ich noch treten und sitzen können
3. keine dreckige Wäsche, die sich in der Wohnung verteilt (isb. Socken, Unterwäsche)
Wenn er das nicht auf die Reihe kriegt und so psychotisch ist, dass er es auch nicht kann, dann gehört er in die Klinik. Die kannst du nicht ersetzen, egal was du tust oder lässt.
Ich habe eine gute Freundin, die seit September manisch ist, trotz allem Wissen um die eigene Erkrankung und trotz ehrenamtlichen Engagement und trotz weitläufigem bipolaren Umfeld, was ihr alles Notwendige reichlich signalisiert hat.
Ohne weiter darauf einzugehen, kann ich sagen, dass alle sich inzwischen abgewendet haben, resigniert sind, sowohl die Familie als auch die Freunde. Es ist ein großes Drama. Aber es ging nicht mehr anders. Sie war ein Energiefresser ohne Ende.
Und niemand kann etwas dafür, wie weit sie sich auf allen möglichen Ebenen reingeritten hat.
Und du kannst auch nichts für seine Phase. Als er merkte - und nach so langer eigener Erkrankung sollte er es gemerkt haben -, dass ihn die Sache mit seinem Sohn niederschmettert, hätte er rechtzeitig reagieren müssen, selbständig.
So wie du jetzt schreibst, klingt mir das sehr nach Co-Abhängigkeit.
Alles Gute
Friday
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Nicht alles, was schwankt, ist bipolar.
Hätte ich die Kraft nichts zu tun, ich täte nichts.
Man muss sich von sich selbst nicht alles gefallen lassen.